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Kulmbach Plassenburg

Die Plassenburg ob Kulmbach – Hohenzollernresidenz und Landesfestung

Das Kulmbacher Wahrzeichen, die Plassenburg, zählt zu den eindrucksvollsten Renaissance-Schlössern Deutschlands. Ihre Geschichte aber reicht weit über das 16. Jahrhundert hinaus. 1135 erscheint ihr Name erstmals in einer Urkunde. Von den Grafen von Dießen-Andechs – den späteren Herzögen von Andechs-Meranien – und den aus Thüringen stammenden Grafen vor Orlamünde, gelangte sie 1340 an die Hohenzollern.

Von der Dynastenburg zur Artilleriefestung

Noch im Verlauf des 14. Jahrhunderts war die Plassenburg zu einem Lieblingsaufenthaltsort der Hohenzollern in Franken geworden. Im frühen 15. Jahrhundert avancierte sie dann zum Herrschaftsmittelpunkt des sich immer mehr konsolidierenden Fürstentums Brandenburg-Kulmbach. Die Einführung der Reformation um 1528/1530 veranlasste Markgraf Georg den Frommen die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hochstift Bamberg gelegene Plassenburg zu einer mit moderner Artillerie zu verteidigenden Festung auszubauen. Sein Nachfolger, Markgraf Albrecht Alcibiades, verstärkte die Rondellbefestigungen seines Onkels Georg durch den Bau italienischer Bastionen, verursachte aber auch 1554 den Untergang der Plassenburg in dem von ihm heraufbeschworenen Bundesständischen Krieg.

Markgraf Georg Friedrich, der 1557 das im Bundesständischen Krieg verheerte Land übernommen hatte, machte sich an den Wiederaufbau der Plassenburg. Baumeister Caspar Vischer, ab 1563 für Planung und Bauleitung des ehrgeizigen Bauprojekts verantwortlich, hielt sich bezüglich der Festungsanlagen im Großen und Ganzen an die bereits vor der Zerstörung vorhanden gewesenen Grundrisse. Sein Hauptverdienst liegt in der Neuplanung der im Stil der Renaissance wiedererstehenden Gebäude der Hochburg und der Gestaltung des Schönen Hofes.

Umzug der Markgrafen nach Bayreuth

Georg Friedrichs Nachfolger, Markgraf Christian, bezog zwar zunächst die Kulmbacher Plassenburg. Jedoch lag die Plassenburg abgeschieden vom städtischen Treiben auf einem hohen Berg – schon damals spielte die schwere Erreichbarkeit des sonst so repräsentativen Gebäudes also eine wichtige Rolle – und war zudem von hohen Festungsmauern umgeben. Das in einem engen Talkessel gelegene Kulmbach bot keinen Platz zum Bau eines repräsentativen Stadtschlosses, weshalb Markgraf Christian den Entschluss fasste, seine Residenz nach Bayreuth zu verlegen.

Info-Box

Plassenburg Kulmbach

www.plassenburg.de

Prospekt deutsch

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95326 Kulmbach
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95326 Kulmbach
Tel. 09221 95881-0
museen@stadt-kulmbach.de

Das Reiterstandbild am Christiansportal der Plassenburg

Als Markgraf Christian 1603 in seiner neuen fränkischen Heimat die Regierung antrat, fand er die Kulmbacher Plassenburg fast vollendet vor. Allein die Hohe Bastei, das wichtigste Artillerie-Bollwerk der Festung, war noch eine Baustelle. Er ließ den Bau durch den Baumeister Albrecht von Haberland vollenden und beschloss, sich auf der Plassenburg ein besonderes Denkmal zu setzen.

Bei seiner Kavalierstour, die ihn unter anderem nach Florenz, an den Hof der Medici, und nach Rom zu Papst Clemens VIII. geführt hatte, sah er das 1589 in Florenz aufgestellte Reiterstandbild von Cosimo I. de Medici und die von Michelangelo neu arrangierte Reiterstatue des römischen Kaisers Mark Aurel in Rom. Den kunstinteressierten Renaissancefürsten mögen diese Denkmäler so beeindruckt haben, dass er sich nun ebenfalls auf einem Reiterstandbild verewigt sehen wollte.

Er beauftrage den Bildhauer Hans Werner mit der Planung für eine Torarchitektur, in deren Zentrum sich das Reiterstandbild befinden sollte. Um den für dieses Prunkportal notwendigen repräsentativen Hintergrund zu gewinnen, ließ Christian einen zur Erschließung der Hohen Bastei gedachten Treppenturm in sehr großzügigen Dimensionen errichten. Das Portal selbst wurde ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Bildhauerei und Malerei, mit dem lebensgroßen Gemälde eines sich aufbäumenden Löwen auf den Türblättern, der scheinbar hinter einem gemalten Gitter gefangen ist. Darüber erhebt sich das wohl bedeutendste steinerne Reiterstandbild der Renaissance in Deutschland. Was die in einer Blendarkade über dem Portal frei stehende Reiterskulptur so einmalig macht, ist das in Levade dargestellte Pferd. Der Markgraf bändigt sein aufsteigendes Pferd; die Last des massigen Pferdekörpers und des Reiters wird durch eine zierliche, gedrehte Eisenstütze abgeleitet.

Bekrönt wird das Portal im Kasernenhof der Burg durch die Steinskulptur der Minerva, der römischen Göttin der Weisheit und der klugen, defensiven Kriegsführung. Die in einer Kartusche über dem Portal angebrachte Jahreszahl 1607 verweist auf das Jahr der Fertigstellung.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648)

Im Dreißigjährigen Krieg gelang es dem Markgrafen Christian bis zum Eintritt der Schweden in den Krieg seine Neutralität zu bewahren. Erst im Herbst 1631 ergriff er die Partei des Schwedenkönigs Gustav Adolf. In der Folge wurden Kulmbach und die Plassenburg zweimal von kaiserlichen Truppen angegriffen. Nach dem ersten Angriff im Herbst 1632 entwickelte sich eine durch wallensteinische Soldaten eingeschleppte Seuche zu einer Epidemie, die im Oktober 1634 ihren Höhepunkt erreichte und letztendlich im Kirchspiel Kulmbach insgesamt 2540 Menschenleben forderte. Infolgedessen war die Anzahl der wehrhaften Bürger Kulmbachs zum Zeitpunkt des Einfalls Lamboyscher Truppen am 28. Oktober 1634 auf 40 Personen zusammengeschmolzen, so dass die kaiserlichen Söldner bei der Einnahme und Plünderung der Stadt kaum auf nennenswerten Widerstand stießen. Der Markgraf mit seiner Familie hatte sich während dieser Zeit meist bei der Verwandtschaft in Dresden und Berlin aufgehalten. Erst im Juni 1633 hielt der Fürst nach zweijähriger Abwesenheit wieder Einzug in die Plassenburg, die ihm und seiner Familie während des Krieges als Zufluchtsort diente. Erst 1642 wurden also Residenz und Regierung endgültig von Kulmbach nach Bayreuth verlegt.

Die Plassenburg als Soldaten- und Beamtenburg

Die Plassenburg hatte zwar ihre Residenzfunktion verloren, sie blieb jedoch auch weiterhin die wichtigste Landesfestung und Garnison im Fürstentum Brandenburg-Kulmbach, die der Markgraf seinen hohen Gästen gerne und oft vorzeigte. Darüber hinaus hatte die Plassenburg einen schon fast legendären Ruf als Sitz des Hausarchivs der Hohenzollern. 1707, im Spanischen Erbfolgekrieg, wurde die Plassenburg ohne Vorwissen Markgraf Christian Ernsts von Preußischen Soldaten, die in Kulmbach einquartiert waren, besetzt. König Friedrich I. – der Schwager Christian Ernsts – begründete diesen Schritt mit dem Durchbruch französischer Truppen bei den Stollhofener und Bühler Linien. Er habe sich verpflichtet gefühlt, bei einem möglichen Vorrücken der Franzosen nach Süddeutschland die Postwege zu sichern und die Unversehrtheit des Hausarchivs auf der Plassenburg sicherzustellen. Nach 8 Monaten verließen die Preußen am 22. Februar 1708 die Festung wieder.

Vom Siebenjährigen (1756-1763) zum Ende des Napoleonischen Krieges in Franken (1806)

Obgleich er mit Wilhelmine, der Lieblingsschwester von Friedrich dem Großen verheiratet war, hielt sich der Bayreuther Markgraf Friedrich im Siebenjährigen Krieg auf der Seite der österreichischen Kaiserin Maria Theresia. Dementsprechend erhielt die Plassenburg kaiserliche Soldaten als Besatzung. Im Mai 1759 aber besetzten preußische Truppen die Stadt Kulmbach und forderten die Plassenburg zur Übergabe auf. Es gab ein kurzes Feuergefecht, doch zogen die Preußen bald wieder ab. Im November des folgenden Jahres wollten preußische Kavalleristen aus Kulmbach abrückenden sächsischen Soldaten ihre Kriegskasse abjagen. Die Artillerie der Plassenburg nahm die Preußen „in der Blaich“ (Ortsteil von Kulmbach) unter Beschuss, dennoch gelang es denselben, die feindliche Kriegskasse zu erbeuten.

Die letzte Belagerung der Plassenburg fällt in die Zeit der Auseinandersetzungen Preußens gegen Frankreich im Jahr 1806. In der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober besetzte der Feind die Stadt Kulmbach und im Auftrag Napoleons schlossen bayerische Truppen einen Belagerungsring um die Festung. Einen Monat nach der Besetzung Berlins durch die Franzosen und der Flucht König Friedrich Wilhelms III. von Preußen nach Königsberg, erfolgte am 25. November 1806 auch die Kapitulation der Plassenburg. Danach befahl Napoleon die Schleifung der Festungswerke. Die Gebäude um den Kasernenhof und den Schönen Hof blieben allerdings vor der Zerstörung verschont. Was nun folgte, war die Räumung der Plassenburg: Die Waffen kamen zum Alteisen oder wurden auf andere bayerische Festungen verteilt. Das Archiv kam nach Bamberg, wo es bis heute einen Grundstock des Staatsarchivs bildet.

Zuchthaus und nationalsozialistische Kaderschmiede

1817 zogen Gefangene in die leeren Hallen der Plassenburg ein. Bis 1928 diente sie als Strafanstalt und im 1. Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager. Während des „Dritten Reichs“ betrieb der Nationalsozialistische Bund deutscher Technik unter der Leitung von Dr. Fritz Todt in den altehrwürdigen Mauern eine Reichsschule der deutschen Technik. Da es der nationalsozialistischen Ideologie vollkommen entgegen lief, dass der Ort der nunmehrigen Kaderschmiede einst Zöglinge und Zuchthäusler beherbergte, wurde in den 1930er Jahren alles, was an die Gefängniszeit erinnerte, abgebrochen. Leider fiel damals auch der für einen Renaissance-Innenhof obligate in der Hofmitte gelegene Brunnen der Spitzhacke zum Opfer, weil er den Nationalsozialisten bei ihren Aufmärschen und Appellen im Weg war.

Die Plassenburg als kulturelles Zentrum

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus entwickelte sich die Plassenburg zu einem kulturellen Zentrum und überregional bedeutsamen Museumsstandort in Oberfranken. Der Freistaat Bayern und die Stadt Kulmbach unterhalten hier heute vier museale Einrichtungen unter einem Dach:

  • Das Museum Hohenzollern in Franken umfasst die eindrucksvollen Wohnräume aus dem 16. Jahrhundert mit ihren spektakulären Raumbildungen und schlägt den Bogen von den Hohenzollern des Mittelalters bis zur preußischen Herrschaft Ende des 18. Jahrhunderts.
  • Das Armeemuseum Friedrich der Große zeigt Waffen und Ausrüstung des preußischen Heeres von 1700 bis 1806.
  • Das Deutsche Zinnfigurenmuseum präsentiert die größte Sammlung von Zinnfiguren in Deutschland, darunter das figurenreichste Diorama weltweit: »Die Zerstörung Kulmbachs am Konradi-Tage 1553«.
  • Das Landschaftsmuseum Obermain informiert mit ungewöhnlichen Mitteln und Inszenierungen über Geschichte und Naturgeschichte von Stadt und Region.
  • Mittelaltermärkte, Open-Air-Konzerte im Renaissance-Hof, spezielle Kinder- und Jugendprogramme, auch Kunst- und Sonderausstellungen ergänzen das vielseitige Angebot. Ein Shuttle-Bus verbindet die Innenstadt mit dem Burggelände.

Text: Harald Stark
Bildmaterial: Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen | Harald Stark