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BAROCKE  JAGDSCHLÖSSER & FORSTHÄUSER

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Barocke Fayencen mit Jagdmotiven

Im Amtlichen Führer der Bayerischen Schlösserverwaltung zu Sanspareil weist Peter O. Krückmann beim Jagdmuseum auf der Burg Zwernitz  darauf hin, dass in der höfischen Welt des 18. Jahrhunderts alle Bereiche in einem heute kaum vorstellbaren Maß von der Jagd geprägt waren – beginnend bei Einrichtungsgegenständen bis hin zu Mode, Architektur, Kunst und Musik und – hier als kleines Beispiel – Fayencen.

Bayreuther Fayencen – Stiftung Burkhardt

Im Historischen Museum Bayreuth befinden sich aus dieser Sammlung einige sehr gut erhaltene und schöne Fayencen mit Jagdmotiven aus dem markgräflichen Barock. Fayencen sind glasierte Keramik, genauso wasserfest wie Porzellan, aber wegen der niedrigeren Brenntemperaturen erheblich billiger herzustellen. Dennoch konnten sie dauerhaft bunt und farbintensiv gebrannt werden und waren auch für den täglichen Gebrauch bestimmt.

Jagdhunde …

wurden das Jahr über nicht nur bei den Jagd- und Forstmeistern, sondern auch bei den Fronbauern gehalten. Für die verschiedenen Jagdarten gab es unterschiedliche, dafür jeweils besonders geeignete oder gezüchtete Hunde. Für seine Lieblings-Windhunde war z.B. Friedrich der Große in Potsdam bekannt.

Auch der Markgraf hatte seine persönlichen Jagdhunde. Ein schönes Beispiel ist hier der gelbe (vermutlich) Rottweiler mit schwarzer Schnauze und kupierten Ohren, auf dessen Halsband (unter einer späteren Übermalung) das originale Besitzer-Monogramm G.W.M.Z.B. des besonders jagdfreudigen Georg Wilhelm Markgraf zu Brandenburg zu entziffern ist.

Die Schwarzwildjagd …

ist besonders anschaulich auf einer gelben Kaffeekanne dargestellt, wo Hund und Jäger sich dem Wildschwein unter einem herbstlichen Baum (mit belaubten und dürren Ästen) entgegenstellen. Der Jäger hält die Saufeder (eine spezielle jagdliche Hieb- und Stichwaffe), bereit zum Zustoßen. Meist war das Wild durch die vorangegangene Treibjagd, deren Organisation dem Oberforstjäger oblag, schon abgehetzt und erschöpft. Das Privileg des Gnadenstoßes gehörte dann dem Markgrafen, Grafen, Baron oder einem hochgestellten besonderen Gast.

Motive der Hirschjagd …

sind besonders beliebt.
Auf den beiden Walzenkrügen springt jeweils ein Hirsch über einen Graben, der von blauen Erdschollen gehalten wird.

Auf der braunglasierten Kaffeekanne, die mit Silber dekoriert ist, verfolgt ein Jäger mit der Büchse in der Hand und zwei vorauseilenden Hunden einen kapitalen Hirsch, einen Zwölfender. Auch hier der Prototyp eines herbstlichen Baumes, diesmal mit einem Vogel (wohl einem Reiher) in der Krone.

Ein Prunkstück sind die gelbe Kaffeekanne mit Koppchen und Untertasse (von letzteren gibt es je zwei). Ein vornehmer Jäger, von seinem Hund begleitet, feuert mit seinem Jagdgewehr auf einen flüchtenden Hirsch, wieder einen Zwölfender. Auf der Tasse ohne Henkel und – noch besser zu erkennen – auf der Untertasse raucht die Büchse sogar schon. Am Himmel über den stilisierten Nadelbäumen wieder Vögel – vermutlich Reiher, die für die kleinere Jagd eingesetzt wurden – und ein Schmetterling. Als Bordürenschmuck dienen jedoch nicht heimische Gehölze, sondern Palmettenfriese.

Die Fayence-Manufaktur in St. Georgen . . .

wurde 1716 von Markgraf Georg Wilhelm (1712-1726) gegründet und war zu seiner Zeit berühmt für besonders dünnwandige, gelb- und braunglasierte Ware, die in der europäischen Fayence-Landschaft eine Besonderheit darstellte – eine echte „Bayreuther Spezialität“. Der Ton wurde nicht, wie üblich, vom nahen Oschenberg geholt, sondern kam aus der Gegend um Pegnitz. Diese Objekte aus der Anfangszeit der Manufaktur fallen oft durch ihren kalt bemalten und dann radierten Silber- und Golddekor auf. Die kostbare Farbe konnte jedoch leicht abblättern und das Silber wurde mit der Zeit schwarz. Nach der Regierungszeit von Markgraf Georg Wilhelm wechselten die Besitzer der Manufaktur, aber im gesamten 18. Jh. blieb sie produktiv, entwickelte neue Stile, exportierte sogar und behielt bis zur Zeit von Markgraf Alexander (1769-1791) ihre Bedeutung.

Die Ansicht von St. Georgen auf der Zeichnung von Johann Adam Riediger von 1747 ist mitsamt der Geschichte der Bayreuther Fayencemanufaktur im Neuen Schloss Bayreuth zu bewundern (Bayerische Schlösserverwaltung). Bis 1745 war sie in der heutigen Markgrafenallee untergebracht (beim damaligen Zuchthaus und der Marmorfabrik, bei uns mit grünem Pfeil markiert). 1745 wird sie – inzwischen in Privatbesitz – in die heutige Brandenburger Straße 32 verlegt, auf das Gelände hinter dem stattlichen Wohnhaus, das sich der Mit- und spätere Alleinbesitzer Hofrat Johann Pfeiffer dort baute. Riediger war also „up to date“, die Fabrik ist hier in seiner Zeichnung mit Nr.7 (bei uns rot) gekennzeichnet – jedoch besser mit Lupe zu erkennen.

Ein Klick auf die Bilder vergrößert diese.

Textredaktion: Dr. Karla Fohrbeck 2023
Fotos: Sammlung Burkhardt.
Siehe auch https://www.bayreuther-fayencen.de/