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MARKGRÄFLICHE  BAROCKGÄRTEN & PARKS

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Hofgarten Bayreuth

„Auch der Hofgarten, der große Nachbar des Neuen Schlosses, ist mannigfaltig und schön“ (Jobst Christoph Ernst von Reiche, 1795)

Vorgeschichte

Der Hofgarten ist wesentlich älter als das Neue Schloss. Bereits um 1580, als das Alte Schloss zwar Amtssitz war, Markgraf Georg Friedrich aber auf der Plassenburg residierte, gab es hier einen kleinen umzäunten markgräflichen Nutz-, Obst- und Blumengarten. Markgraf Christian, der die Residenz Anfang des 17. Jh. nach Bayreuth verlegte, ließ ihn 1605 bis 1609 zum zeitgemäßen Lustgarten umwandeln und hatte dafür einen eigenen Hofgärtner (Abraham Manal) aus dem französischen Monbéliard, das damals zu Württemberg gehörte und daher in “Mömpelgard“ eingedeutscht wurde. 1626 kam eine Reit- und Rennbahn dazu. Unter Markgraf Christian Ernst wurde der Hofgarten ab 1670 erweitert, erhielt sogar ein eigenes Ballhaus und ab 1679 bildete die Mailbahn die Hauptachse – wie sie im europäischen Hochbarock modern war – heute die lange Allee zwischen Neuem Schloss und Graf Münster-Gymnasium.

Der markgräfliche Hofgarten im 18. Jahrhundert

Da das Alte Schloss 1753 abbrannte und das Neue Schloss aus einer vorhandenen Gebäudezeile von Hofarchitekt Joseph Saint-Pierre kreativ zusammen gefügt und innen nach den Plänen der Markgräfin kunstvoll ausgestattet wurde, gestaltete das Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine auch den Garten um und verdoppelte seine Ausdehnung auf insgesamt 14 Hektar. Der markgräfliche Hof und seine Gäste konnten in der Hauptallee beim in ganz Europa beliebten Baille-Maille-Spiel (eine Frühform von Crocket und Golf) ihre Kugel schlagen, flanieren und Feste feiern. Man ließ den Kanal ausheben, Kastanien- und Eichenalleen anlegen, der Garten wurde zum Park und mit Kieswegen, Brücken, Inseln, Heckenquartieren und Blumenrabatten angereichert. Der Indianische oder Mohrengarten vor dem Italienischen Schlösschen geht wohl auf des Markgrafen zweite Ehefrau Sophie Caroline Marie zurück und auf Pläne von Hofarchitekt Carl Philipp von Gontard.

An das ehemalige Küchengebäude schloss die Orangerie an, wo die südländischen Orangen- und Zitrusbäume – die damals ein Vermögen kosteten – in tragbaren Kübeln überwinterten. Heute stehen dort gut geschützt und klimatisiert die durch Kopien ersetzten originalen Sandsteinfiguren aus dem Park und von der Fassade des Opernhauses. Auf dem Masterplan von Hofarchitekt Rudolf Heinrich Richter war noch einiges mehr eingezeichnet.

Die Sandstein-Skulpturen im Hofgarten

Die einzelnen Skulpturen (um 1755) aus der griechischen Mythologie am Beginn der Hauptallee werden den Hofbildhauern Johann Schnegg (Juno) und Johann Gabriel Räntz (Herkules, Mars und Minerva) zugeschrieben. Die beiden Musen Terpsichore (Tanz) und Melpomene (Tragödie) wurden vor 1749 von Johann Georg Ziegler für die Opernhaus-Fassade geschaffen und flankieren den Kanalbeginn. Und die Flora mit Blumenfüllhorn auf einem Hügelchen schmückt den einstigen Mohrengarten.

Die neue dominierende Achse, die durch den L-förmigen Kanal und seine Inseln gebildet wurde, sollte im Zentrum durch die große Skulpturengruppe Triumphzug des Neptun und der Amphitrite aufgewertet werden. Anregung war die große Neptungruppe, die Johann August Nahl 1749 nach dem Versailler Vorbild für das Bassin im Lustgarten vor dem Potsdamer Stadtschloss für Friedrich den Großen geschaffen hatte und die Markgräfin Wilhelmine, als sie ihren Bruder dort besuchte, beeindruckte. Sie wurde von den Brüdern Johann David (dem Jüngeren) und Lorenz Wilhelm Räntz geschaffen, blieb aber nach dem Tod von Markgraf Friedrich 1763 unvollendet. Die Skulpturen finden sich heute verstreut im Park: Amphitrite schmückt den Brunnen im Rasenparterre am Neuen Schloss, die Figurengruppe mit Thetis, einigen spielenden Putten und vier Tritonen erkennt man auf der ersten Kanalinsel wieder.

Das Meerpferd versteckt sich im Ufergebüsch des hinteren Park- und Kanalbereichs, der 1789 unter Markgraf Alexander nach englischem Vorbild in einen Landschaftsgarten umgestaltet wurde. Galathea auf dem Delphin liegend verbirgt sich gegenüber dem Eingang von Wahnfried im Gebüsch. Und den Neptunbrunnen unterhalb der Kaskaden in Fantaisie ließ noch Herzogin Elisabeth Friederike Sophie, die Tochter des Markgrafenpaares, mit einigen der Figuren bestücken.

Der Hofgarten als Bürgerpark

Seit die Region 1790 preußisch wurde, ist der Hofgarten für alle Bürger öffentlich, als städtische Lunge und beliebte Erholungslandschaft, mit besonderer Blumenpracht, vielen Enten und einem großen Kinderspielplatz. Der runde Sonnentempel wurde als Musikpavillon 1805 errichtet – zu Ehren eines Sommer-Besuchs von König Friedrich Wilhelm III und seiner Gemahlin, der beliebten preußischen Königin Luise. Sie verehrte den Dichter Jean Paul, der damals schon in Bayreuth wohnte.

Ein Stadtökologischer Spaziergang verweist auf 32 Vogel- und 5 Fledermaus-Arten, die in den wertvollen alten Baumbeständen und den Ökowiesen ihre Heimat haben. Besucher entdecken außerdem an der Hauptallee die Zugänge zum Deutschen Freimaurer-Museum und zu Wahnfried, Richard & Cosima Wagners Wohnhaus, Grab und dem anschließenden Museumsneubau.

Text & Fotos: Bayerische Schlösserverwaltung | Karla Fohrbeck

Info-Box

Der Hofgarten auf www.bayreuth-wilhelmine.de

Plan Hofgarten

Stele Hofgarten vom Rotmainauenweg

Kontakt:

Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage
Ludwigstraße 21
95444 Bayreuth

Tel.: 0921⁄759690 oder
Tel.: 0921⁄7596921
sgvbayreuth@bsv.bayern.de
www.bayreuth-wilhelmine.de

Zum Triumphzug des Neptun mehr unter Brunnen

Der Hofgarten im Schnee

Parkordnung

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