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MARKGRAFENKIRCHEN

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Bayreuth – Schlosskirche

Die ehemalige markgräfliche protestantische Hofkirche, die ursprünglich zum Alten Schloss gehörte, ist die einzige heute katholische Markgrafenkirche.

Nach dem Brand des Alten Schlosses im Januar 1753 begannen Markgraf Friedrich und & Markgräfin Wilhelmine zwar für sich mit dem Bau des Neuen Schlosses. Die Schlosskirche jedoch wurde 1753-56 von Stararchitekt Joseph Saint-Pierre, dem wir auch beim Opernhaus, der Spitalkirche, beim Neuen Schloss und vielen anderen Bauprojekten begegnen, als Hofkirche am alten Platz neu erbaut. Im Mai 1758 wurde sie von Herrn Consistorialrath und Hofprediger Johann Christian Schmidt eingeweiht. Die dabei gehaltene „vortreffliche Predigt“ war beim Buchbinder Senft zu erhalten und für jedermann nachzulesen.

Katholischer Stuckateur  –  in protestantischer Hofkirche

Den interessanten weiß-goldenen Stuck auf der rosa-weißen Decke gestaltete der katholische Hofstukkateur Giovanni Battista Pedrozzi (1711-1778). Er stammte aus Lugano im Tessin und war vorher, noch als Lehrling, am Kloster Ottobeuren und später an der Würzburger Residenz beteiligt. Ab 1749 arbeitet er in Bayreuther Diensten, später auch in Potsdam und Berlin. Wir finden seine Arbeiten u.a. auch im Neuen Schloss, in der Eremitage und in der Markgrafenkirche Neudrossenfeld.

Betrachten Sie die Symbole im Deckenstuck genauer, Sie finden dort auch Mithra und Krummstab versteckt, also katholische Symbole in einer damals protestantischen Kirche, oder eine Gruppe von Putti mit den Attributen der Christlichen Tugenden (Kreuz für Glaube, Anker für Hoffnung und Ring für Liebe). Nach der Renovierung leuchtet das Gold wieder besonders hell.

Deckengemälde
im Stil von Hofmaler W. E. Wunder

2018/19 wurde die Schlosskirche innen aufwendig restauriert. Von den einst farbigen Deckengemälden von Hofmaler Wilhelm Ernst Wunder, erinnerte man nur noch die Titel: Geburt Christi, Himmelfahrt Christi und die vier Evangelisten. Obwohl man dem Hofmaler in vielen Markgrafenkirchen, im Opernhaus, im Neuen Schloss und in der Eremitage begegnet, 1862-66 wurde die Kirche renoviert und die protestantisch-barocke Hofmalerei war für diese (inzwischen ja katholische) Kirche nicht mehr „zeitgemäß“. Die Bilder wurden damals weiß überstrichen.

Die Kirchengemeinde wünschte sich bei der kürzlichen Renovierung allerdings keine „moderne Übermalung“ (wie in Seibelsdorf) und so durfte Kirchenmaler Franz Fresch seine neuen Deckengemälde in den Spiegelfeldern W. E. Wunder „nachempfinden“ bzw. „neu interpretieren“. Und er erlaubte sich, wie das auch von damals bekannt ist, kleine humorige Details – so Wilhelmines Hündchen Folichon und ein Blasinstrument neben einem Korb Eiern samt Kücken, den die anbetenden Hirten dem Jesuskind mitgebracht haben.

Blick auf die Decke nach bzw. vor der Renovierung (2018/19)
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Vom Kanzelaltar  –  zum Hochaltar

Die Emporen auf dorischen Holzsäulen liefen ursprünglich auch um den mächtigen Kanzelaltar herum und trugen die krönende Orgel, die jetzt gegenüber steht, da, wo einst die Fürstenloge war. Der portalähnliche Hochaltar – einst Kanzelaltar – wurde öfter verändert. Aus der Markgrafen-Zeit sind die beiden Säulen mit korinthischen Kapitellen, das Jesus-Monogramm über teils vergoldetem Gebälk und die flankierenden Vasen noch vorhanden. Ursprünglich war der Kanzelkorb von vergoldeten Figuren der Apostel Petrus und Paulus flankiert und über dem Schalldeckel schwebten zwei Engel. Die barocke Mondsichelmadonna mit Strahlenkranz wurde 1957 bei der Renovierung von Architekt Hermann Rothenbücher für die Kirche erworben, ebenso das spätgotische Kruzifix an der rechten Kirchenwand.

Blick auf den Altar nach bzw. vor der Renovierung (2018/19)

Schlosskirche  –  Unsere liebe Frau

Als katholische Mutter-Pfarrkirche (mit dem Patrozinium Unsere Liebe Frau) und als stets offene Meditations-Kirche ist die Schlosskirche heute ein Beispiel gelebter Ökumene, bekannt für hervorragende Kirchenmusik und festliche Gottesdienste. Wie es dazu kam? 1791/2 wird das Markgraftum preußisch und somit wurde 1797 die Kirche zur Garnisonskirche, später sogar als Militärmagazin genutzt. 1810 wird Bayreuth bayrisch und 1811 stellt die katholische Gemeinde den Antrag zur Gründung einer selbstständigen Pfarrei, die 1812 genehmigt wird. 1813 wird ihr dann die nicht genutzte Schlosskirche offiziell übertragen.

Im 18. Jh. gab es auf Antrag der Katholiken, vor allem der vielen katholischen Hofkünstler, immerhin ein von Markgraf Friedrich genehmigtes Oratorium = Bethaus in der Friedrichstraße 17.

Der 8-eckige Schlossturm  . . .  gehört auch zur Kirche

Zur Kirche gehört der im Jahr 1565–1567 nach Plänen von Caspar Vischer erbaute Schlossturm mit dem Geläut. Er ist ein mächtiges Oktogon mit Rundbogengalerie im Obergeschoss. In das Fundament sind frühere Bauwerksteile eingelagert. Im Inneren befindet sich mittig eine Wendeltreppe in zwei konzentrischen Aufstiegen in gegenläufiger Anordnung sowie eine breite stufenlose Stiege für die Auffahrt von Fahrzeugen. Der im Lauf der Geschichte mehrfach veränderte Turm war seit 1812 ein Glockenturm, wovon auch das aufgesetzte Türmerstübchen zeugt. Zum Kirchturm wurde er erst 1960, das weithin sichtbare vergoldete Tatzenkreuz trägt er seit 1964. Der damalige Pfarrer Dekan Schley ließ es ohne Genehmigung seitens des Bauausschusses auf der Turmspitze montieren, was im Stadtrat für Irritationen sorgte. Der Turm kann von Besuchern seit 1987 bestiegen werden. (Text Wikipedia, 2023)

Ergänzung: Im Januar 1689 hatte ein Brand die Kuppel des Schlossturms zerstört. Für die Neugestaltung des abgebrannten Schlossturms verfasste Charle Philippe Dieussart als Fürstlicher Oberbaumeister von Markgraf Christian Ernst im April 1694 eine Denkschrift. 1695 folgte die oktogone Ummantelung des Turmes in Gebälkhöhe, wodurch der Turm mit dem damaligen Saalbau links (inzwischen Schlosskirche) harmonisch verbunden und die Gestaltung des „inwendigen Schlossplatzes“ aufgewertet wurde. Das Dach erhielt damals nur eine provisorische Abdeckung. Der Wiederaufbau des Uhrengeschosses erfolgte erst nach 1727.

MARKGRAFENGRUFT  –  Margkraf Friedrich, Markgräfin Wilhelmine & Tochter Friederike

Im Oktober 1758, im Einweihungsjahr der wieder aufgebauten Schlosskirche, starb Markgräfin Wilhelmine. Die Grablege für die Markgrafenfamilie – von Hofarchitekt Carl von Gontard konzipiert – war mit den drei Sarkophagen in der Marmorgruft unter der damaligen Fürstenloge (heute Orgel) schon eingeplant. Markgraf Friedrich wurde 1763, Tochter Elisabeth Friederike 1780 dort beigesetzt.

Vor der Renovierung (2018/19)
Nach der Renovierung (2018/19)

Text & Fotos (soweit nicht anders angegeben): Karla Fohrbeck, 2023

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Info-Box

Pfarramt: Kirchenstiftung „Unsere Liebe Frau“
Schlossberglein 3, 95444 Bayreuth, Tel.: 09 21/65 427
schlosskirche.bayreuth@erzbistum-bamberg.de
https://schlosskirche-bayreuth.de/

Gottesdienst am Sonntag um 8:00, 9:30 , 11:00 und 18:30

Das Tourismus-Büro bietet auch Kirchen-Führungen und solche auf den achteckigen Turm an. Die Kirche ist tagsüber geöffnet. Wie bei allen Kirchen bitte darauf achten, dass Meditation und Gebetsruhe nicht gestört werden.
Literatur
Hiervon sind zum Teil noch Restexemplare im Pfarramt erhältlich
  • Bachmeier-Schraml, Ingrid: Markgraf Christian Ernst und seine Hofbaumeister, AO 2012 (Archiv für Oberfranken, Band 92, S. 89 & 91.)
  • Jahn, Wolfgang: Der Pedrozzi-Stuck in der Schlosskirche Bayreuth. Dekor und Glaubenslehre (farblich bebilderte Festschrift zur 200jährigen Pfarreierhebung 1812-2012
  • Kirchenführer Kunstverlag Fink: Die Schlosskirche von Bayreuth – Markgräfliche Hofkirche und Grablege von Markgraf Friedrich und Wilhelmine. 2020
  • Kirchenstiftung Unsere Liebe Frau (Hg): 175 Jahre ‚Unsere Liebe Frau‘ Schlosskirche Bayreuth 1812-1987.
  • Neundorfer, Bruno: Katholische Pfarrkirche Unsere Liebe Frau Bayreuth, Schlosskirche. 2003 (Kunstführer Nr. 1535. Schnell & Steiner. Regensburg)
  • Pfarrgemeinde Schlosskirche (Hg): Ein neuer Himmel. Sanierung und Neugestaltung der Schlosskirche Unsere liebe Frau Bayreuth. 2019
  • Specht, Karl: 175 Jahre Pfarrei „Unsere Liebe Frau“– Schloßkirche Bayreuth. Herausgeber Pfarrgemeinderat Unsere Liebe Frau Bayreuth, Bayreuth 1986
  • Steffel, Georg: Religionsexerzitium und Gottesdiensträume der Bayreuther Katholiken nach der Reformation bis 1813 in: AO Bd. 70, Jg. 1990, S. 85-122 (=Archiv für Oberfranken)

Info-Box

Pfarramt:
Kirchenstiftung „Unsere Liebe Frau“
Schlossberglein 3
95444 Bayreuth
Tel.: 09 21/65 427
schlosskirche.bayreuth@erzbistum-bamberg.de
https://schlosskirche-bayreuth.de/

Gottesdienst am Sonntag um 8:00, 9:30 , 11:00 und 18:30

Zu empfehlen ist die farblich bebilderte Festschrift  zur 200jährigen Pfarreierhebung 1812-2012 von
Wolfgang Jahn: Der Pedrozzi-Stuck in der Schlosskirche Bayreuth. Dekor und Glaubenslehre.
Hiervon sind noch Restexemplare in der Kirche erhältlich.
Das Tourismus-Büro bietet auch Kirchen-Führungen und solche auf den achteckigen Turm an. Die Kirche ist tagsüber geöffnet. Wie bei allen Kirchen bitte darauf achten, dass Meditation und Gebetsruhe nicht gestört werden.