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MARKGRAFENKIRCHEN

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BUSBACH –
ST. PETER & PAUL

Was für ein Kreuz mit den Heiligen

Dabei sind sie nicht einmal „katholisch“, unsere „Heiligen“ Petrus und Paulus, die beiden großen Apostel-Missionare und Märtyrer Jesu. Aber der ökumenische Kirchenkampf, der die Region über Jahrhunderte geprägt hat, geht weiter – modern-logistisch und eben bürokratisch. Still, klamm und heimlich verschwindet zuerst das St., das sanctum, das Heilige im Namen der spirituellen Kirchenpatrone, dann verschwinden die „Namen, die keiner mehr kennt“…am Ende haben wir es nur noch mit Pfarrkirche Ortsname X und Pfarrkirche Ortsname Y zu tun.

Die Kirchengemeinden aber lieben ihre alten Kirchen, die zumeist ihre Ursprünge in katholischen Zeiten haben und auch nach der Reformation 1528 im Markgraftum ihre Kirchenpatrone im Namen beibehielten und das heißt, sie lieben auch ihre Schutzheiligen, selbst wenn sie gar nicht mehr wissen, was „der deutsche Michel“ (Erzengel und „Kirchenheiliger“ Michael) oder die fränkisch eingedeutschten „Peter & Paul“ (Beter & Baul gesprochen) bedeuten.

Dafür, dass man sie nicht mehr bewundert, „anbetet“ und anfleht, haben Martin Luther, die Zeit und allgemeine Vergesslichkeit gesorgt. Dabei sind sie echte „Stolpersteine“. Die Literatur zur Pfarrkirche Busbach kann sich jedenfalls nicht entscheiden, Peter-& Paulskirche, Evang. Peters- & Paulskirche, Kirche zu St. Peter, Kirche Peter & Paul oder doch lieber Peterskirche Busbach und danach einfach Pfarrkirche Busbach?

Eins nur ist sicher, schon 1374 hieß eine 1. Kirche an dieser Stelle urkundlich St. Peter, wurde 1737 der Kirchenneubau an St. Peter & Paul feierlich eingeweiht und wird die jährliche Kirchweih auch weiterhin am 29. Juni, dem Peter- & Paul-Tag gefeiert (und wenn dieser nicht auf einen Sonntag fällt, eben eine Woche zuvor).

Und auch die vielen – für die Kanzelaltäre der Markgrafenzeit typischen, meist lebensgroßen Schnitzfiguren von Petrus (mit dem Schlüssel, nach oben, zum Himmel gerichtet) & Paulus (mit dem geistigen Schwert des Logos-Wortes) wird man nicht abschaffen können und auch nicht wollen, nicht nur, weil da die Kunst­historiker und Denkmalschützer aufpassen, sondern weil es auffällt, dass sie vielleicht doch einen Bezug zur Predigt und zum lebendigen Wort Gottes haben.

Hier in Busbach stehen die halblebensgroßen gotischen Schnitzfiguren von Petrus und Paulus, den Namenspatronen der Busbacher Kirche, oben auf dem Kanzelaltar (neben ihnen, etwas kleiner und außen am Rand, links Maria, rechts Johannes).

Info-Box

Pfarramt Neustädtlein
Neustädtlein 1
95488 Eckersdorf
Tel: 09271-692
Mail: pfarramt.neustaedtlein@elkb.de
Pfarramt Neustädtlein. Bürozeiten: FR 9.30-12.30. Gottesdienstzeiten finden Sie unter:
www.eckersdorf-evangelisch.de
Die Kirche ist geschlossen. Schlüssel bei Frau  Doris Haas, Tel. 09206/284

Eine sagenumwobene alte Kirche . . .

. . .  zumindest als Kapelle. Schließlich ist die Sakristei in den Fundamenten schon über 1000 Jahre alt und der Ort gehört zu den ältesten, die Kirche zu den frühesten im regionalen Wettbewerb – „auch ohne Urkunden“. Der Sage nach soll hier zwischen 800 und 814 Karl der Große eine Kapelle errichtet haben, aber „auch wenn sie keine der 14 von Karl dem Großen erbauten Slawenkirchen sein sollte . . . “ Schließlich gibt es ja noch andere Sagen.

Eine ziemlich wahrscheinliche Sage ist die, dass Busbach vor der Reformation ein mehr oder weniger bedeutender Wallfahrtsort war, unwahrscheinlicher dagegen, dass sowohl Kaiser Heinrich II. (1007) als auch Kaiser Heinrich IV. als Wallfahrer hier waren. Letzterer soll den Ort 1077 auf seinem Bußgang nach Canossa mit einem Fähnleinstrupp von Soldaten berührt haben, wovon Busbach seinen Namen habe.

Immerhin gibt es den sogenannten Fähnleinsbrunnen noch, „mit älterer Quellfassung in einem zu Haus Nr. 35 gehörigen, gegen den Hang stehenden Mauer“ und einem verwitterten Inschrift-Stein in der linken oberen Ecke, die gelautet haben soll „Bußbach der Fähnleins Bronn Anno 1621“– und heilkräftig soll er zeitweise auch gewesen sein. Also, nix Gwiss weiß ma eben net…und die Erklärung, Buozi = der Sperber sei die Namenswurzel . . . besonders populär ist sie bislang nicht.

Urkundlich wird Busbach um das Jahr 1140 erstmals erwähnt, als Bischof Otto von Bamberg den Ort als Gut erwirbt. 1374 gibt es einen ersten namentlich bezeugten Pfarrer und Ruraldekan David Schoparth in Busbach, dem auch benachbarte Kirchen­gemeinden unterstellt waren. Seitdem weiß man, dass der Pfarrer gerne auf die Jagd ritt, die Kirche in Busbach St. Peter geweiht war und dass sie schon länger exisstierte.

Aber komplizierter Besitz- und Lehens­wechsel der Adeligen Walpoten (auf Zwernitz), der Herzöge von Meranien, der Grafen von Orlamünde, der Burggrafen von Nürnberg, den Edlen von Busbach und den Markgrafen von Brandenburg in ihrer jeweiligen Beziehung zu Busbach (damals mit Tröbersdorf) und den umliegenden Ortschaften sind ein eigenes Studium wert. 1312 gibt es urkundlich jedenfalls einen Heinrich genannt von Busbach, Gefolgsmann der Walpoten und Grundbesitzer im Ort. Ende des 14. Jh. weisen die Steuer­listen für Pußpach ein vergleichsweise hohes Steuer­aufkommen auf, sicher auch dank der „niederadeligen“ Mitbewohner.

Detaillierter sind die Informationen im Landbuch A von 1398 und im Landbuch B von 1421/24, in denen die markgräfliche Verwaltung Grundbesitz, Land-, Jagd-, Wasser-, Zins- und Zehntrechte & -pflichten (u. a. mehr) genau auflistet. Busbach gehörte demnach der Herrschaft, also den Markgrafen. Der Zehnt gehörte dem Pfarrer (der wiederum soundsoviel Weizen und Erbsen an das Spital zu Bayreuth zu liefern hatte). Und der Kirchensatz = das Recht den Pfarrer zu ernennen und Gebühren zu erhalten, lag beim Dorfadel derer von Busbach, als Lehen von der Herrschaft, also den Markgrafen.

Aus dem 15. Jh. stammen immerhin noch der gotische Taufstein (aus der 2. Jahrhunderthälfte), der mächtige Chorturm und – vom Ende des Jh. – auch die gotischen Altarflügel und Schnitzfiguren (siehe weiter unten).

Da der Pfarrer nie nur Prediger und Seelsorger war, sondern als „Herr der Gemeinde“ von der Obrigkeit eingesetzt wurde, zudem auch niedere Polizei- und Strafgewalt wahrnahm, war in allen Jahrhunderten Streit nicht nur wegen des Kirchenzehnt vor­programmiert. Die Pfarrakten berichten bis ins 19. Jh. davon. 1508 betrug der Grundbesitz der Pfarrei an die 25 Tsd. Hektar Land. 1735 wurden im Zehntregister immer noch über 40 zehnt­pflichtige Haushalte namentlich angeführt, die „vom toten Zehnt“, also von den Feldfrüchten = Weizen, Korn, Gerste, Erbsen, Flachs und Linsen an den Pfarrer abzuliefern hatten. Der „lebende Zehnt“, also Lämmer, Gänse, Kälber usw. wurden zeitweise auch einfach pro Dorf eingesammelt. Die Pfarrer hatten auch Jagdrecht, das erst 1789 an den staatlichen Fiskus abgetreten wurde . . .  Ach, es gibt da viel zu erzählen. Die Pfarrei Busbach war nicht arm, und es gab gestrenge wie auch barmherzige „Seelenhirten“.

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Reformation durch „obrigkeitlichen Zwang“ …

… so empfanden es die Untertanen, als sie 1528 unter Markgraf Georg Friedrich, dem Frommen (Regierungszeit 1527-1543) vom katholischen zum evangelisch-lutherischen Glauben wechseln mussten. Pfarrer Pancraz Wachter, von 1525-1549 im Dienst und von den Markgrafen Kasimir (1515-1528) und seinem Bruder MG Georg Friedrich berufen, war der letzte katholische und zugleich der erste lutherische Pfarrer in Busbach. Seit 1508 werden die Pfarrakten geführt, und so haben wir es amtlich.

Die Steinkanzel von 1562, zu der der Prediger emporstieg und von dort zur Gemeinde auf Deutsch das Wort Gottes verkündete, war wohl die erste große Anschaffung, die aus der bislang katholischen nun eine evangelische Kirche machte. Wir kommen beim Kanzelaltar, in den der steinerne Kanzelkorb im 18. Jh. integriert wurde, noch einmal darauf zurück, auch auf das markgräfliche Wappen und den Wahlspruch von MG Georg dem Frommen, der mit Luther Briefe wechselte und 1530 beim Augsburger Reichstag mit etlichen anderen deutschen Fürsten das „Augsburger Bekenntnis“ vor dem Kaiser unterzeichnete.

Bis die Gemeinde auf den neuen theologischen Kurs sauber einschwenken konnte, dauerte es eine Weile. Zum einen war Busbach Grenzgemeinde zum katholisch gebliebenen Schönfeld, das zum Bistum Bamberg gehörte. Zum anderen konkurrierte um die gleiche Zeit (1528-1543) „die Sekte der Wiedertäufer“ mit der lutherischen Lehre. „Und schon 1528 ließen sich mehrere Einwohner von Busbach, Lahm, Neustädtlein, der Saas und anderen Orten in der unteren Mühle zu Busbach von 2 aus der Ferne gekommenen Männern taufen.“

Das könnte heute in freikirchlichen und charismatischen christlichen Gemeinden auch geschehen, wenn auch von der offiziellen Kirche scheel beäugt. Damals – und noch Jahrhunderte danach – wurden die Wiedertäufer verhaftet, ins Gefängnis geworfen, des Landes verwiesen oder umgebracht. Kirche wie Obrigkeit waren an keiner noch so biblisch begründeten Alternative oder Ergänzung zur traditionellen Kindertaufe interessiert. Im Markgraftum wurden die Verbote 1534 noch verschärft (nachzulesen bei J. W. Holle: Geschichte der Stadt Bayreuth 1901, Nachdruck 1989, S.84 f. und zitiert im Dekanats-Kirchenbuch von 1952).

Reformationsjubiläen & Ökumene-Halleluja sind durchaus eine Gelegenheit, an frühere Traumata zu erinnern: „Wie also die Reformation durch staatlichen Zwang hier eingeführt und der Katholizismus unterdrückt wurde, so wurde auch die wiedertäuferische Bewegung in der Gemeinde durch äußere Gewaltmittel schließlich erstickt“, zitiert Pfarrer Stephan Hartnagel aus dem Pfarrbuch.

Eindeutig zu Luther als dem großen Reformator, Bibelübersetzer und Schöpfer einer hochdeutschen Sprache bekennt man sich später doch. Aus der Mitte des 18. Jh. stammt das halbfigurige Lutherbild im Chorraum, ein Ölgemälde auf Leinwand mit folgender Inschrift in Lateinisch (das u wird damals mit v geschrieben) & übersetzt in ein Deutsch, das noch keine Rechtschreibreform kannte:

LAPETI  DE  GENTE  PRIOR  MAJORQVE  LVTERO/
NEMO  FVIT  SED  NEC  CREDO  FVTVRVS  ERIT=

Auß Saphets blut und Heiden stam(m)/
Kein großer Licht auf Erden kam/
Denn Doctor Luther der große Man(n)/
Mit dem wills Gott beschloßen han.

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Spendierfreude nach dem 30jährigen Krieg

Die gewalttätige Zeit von 30jährigem Krieg und der Pest, die im Dorf wüteten, war erst 1648 „abgeschlossen“, aber weiß Gott nicht vergessen. Allein im 2. Halbjahr 1634 sind mindestens 167 Gemeindeglieder umgekommen, große Teile des Ortes brannten ab und der Pfarrer beklagt sich über Verwahrlosung bzw. Verrohung auch unter den eigenen Pfarrkindern.

Aber aus den Jahren danach, insbesondere 1647-1661 liegen im Pfarrarchiv Spenderlisten, die zeigen, wie viele der verbliebenen und neuen Einwohner von Busbach und Umgebung sich mit Geld, aber auch mit einfallsreichen wertvollen Sachspenden an der Wiederherstellung der wohl ziemlich verwüsteten kirchlichen Inneneinrichtung beteiligten. Adelige waren nicht dabei, gab es im Ort auch nicht mehr.  Stephan Hartnagel hat die Spender auszugsweise und mit Namen zitiert,

  • den Schreinermeister & Gotteshauspfleger, der einen weißen Chorrock stiftet,
  • den Kulmbacher Bäcker (mit dem Busbacher Wirt verschwägert), der ein seidenes Tüchlein auf den Altar schenkt, um den Kelch darauf zu stellen,
  • Hans Deuffel, der 5 Gulden für ein Leichtuch verehrt, und seine Witwe Anna, die 4 halbe Reichstaler für einen Teppich um den Predigtstuhl opfert,
  • ein Drechslermeister von Geislareuth, der eine neue Kirchentür machen lässt,
  • 3 Bürger geben Geld zum Kauf eines Teppichs für den kalten Sandsteinboden um den Altar,
  • ein Schreinermeister stiftet ein neues Glöcklein für den Klingelbeutel,
  • der Schustermeister eine Sanduhr „mit 4 Vierteln für den Predigtstuhl“ und
  • Anna, Eberhard Bernreuthers Hausfrau, ein Tuch auf den Taufstein,
  • eine „Guttäterin“ gibt 1654 41 Taler für die Arbeit an der Kanzel und
  • 1660 werden 40 Gulden für die Instandsetzung des baufälligen Altars ausgegeben, die durch eine Spenderliste mit 21 Namen (von Gemeindegliedern auch aus Melkendorf, Geislareuth und Vorlahm) zusammenkamen.

All das wird – wie in allen Pfarreien – in der sogenannten Gotteshaus-Rechnung aufgelistet und jährlich vom jeweiligen Superintendenten (= Dekan) sorgfältig geprüft, mit Gefolge versteht sich und gehobener Bewirtung.

Das Vortragekreuz mit den Engelköpfen an den Kreuzenden, dessen Schnitzwerkstatt man nicht mehr kennt, stammt aus der Zeit um 1700 und dürfte – wie auch andernorts üblich – ebenfalls eine Stiftung gewesen sein. Es entspricht im Typus denen der Kulmbacher Brenck– & Bayreuther Räntz-Werkstätten.

Ans Ende dieser Epoche fällt dann auch die kostbare Emporen-Bemalung.

Bibel-Fernsehen an den Emporen (1685-1688)

Es braucht schon gute Augen (als Besucher möglichst ein Fernglas), um die farbenprächtigen Bildgeschichten auf der dreiseitig umlaufenden 1. und 2. Empore studieren zu können. Sie stammen von Georg Christoph Kolb, einem Bayreuther Hofmaler, der 1686-88 (also im gleichen Zeitraum) auch als Fassmaler für die farbige Fassung und Vergoldung des Hochaltars in Creußen tätig war. Die Pfarrei-Buchführung in Busbach belegt, dass er 1683 Wand, Decke und Empore in der Kirche schon einmal vor- bzw. einfach als „Malermeister“ gestrichen hat. Später malen er und seine Gesellen 38 Gemälde mit Szenen aus dem Alten Testament (AT) an der oberen Emporenbrüstung und mit solchen aus dem Neuen Testament (NT) an der unteren, dort ergänzt um die 4 Evangelisten. Da wo die leeren Felderungen auffallen, stand einst die erhöhte Kanzel.

Die Ölgemälde (auf Leinwand) wurden in der Bayreuther Werkstatt des Hofmalers hergestellt, und zwar nach Holzschnittvorlagen anderer Künstler, die offenbar über Jahrhunderte in Gebrauch waren, so dass sich die Szene der „Wiedergeburt“ = Jonas & der Walfisch 1688 in Busbach und 1922 in Glashütten (dort von Theo Dreher) analog vergleichen lässt. Der Walfisch spuckt Jonas – nach seinem Aufenthalt „in der dunklen Bauchhöhle“ – wieder an Land, ins Tageslicht und in ein gereiftes, vertieftes Gottesbewusstsein.

Die obere (zweite) Empore zeigt dramatische Szenen aus dem Alten Testament, biblische Geschichten, deren Kenntnis man in der Gemeinde voraussetzen konnte: Vertreibung aus dem Paradies, Gott im Dornbusch-Feuer am Sinai, aber auch Susanna im Bade, Bileam und der sprechende Esel, Daniel in der Löwengrube, Jonas & der Walfisch, Ruth & Boas auf dem Ährenfeld oder wie die Raben Elia Brot bringen. Tobias & seinem Reisebegleiter-Engel Raphael werden mehrere Episoden gewidmet, obwohl diese offiziell nicht zur Bibel, sondern zu den Apokryphen zählen, aber offensichtlich populär waren. Die „stories“ haben nichts mit heutiger „political correctness“ oder „Herz-Schmerz-Familien-Serien“, aber viel mit offener Gewalt, auch mit Charakterstärke und göttlichen Eingriffen ins sündige Weltgeschehen (sogenannten Wundern) zu tun. Attraktiv waren sie schon deshalb, weil man zu Hause im Dorf kaum Bilder kannte.

An der unteren Empore sind die Stationen aus dem Neuen Testament, dem Leben Jesu so einprägsam bebildert, dass man sie innerlich miterleben kann – durchaus eine Konkurrenz (oder auch notwendige Ergänzung) zur reinen Wortpredigt.  Hier nur die fotografierte Auswahl = Verkündigung & Geburt Jesu, dann die 3 entscheidenden „Einweihungs-Stationen“: der 12jährige Jesus im Tempel, die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer & die Verklärung auf dem Berg Tabor (also Jesus, zu dem Gottvater sich bekennt, zwischen Moses & dem Gesetz sowie Elia & der Offenbarung).

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Der Weg ist wichtiger als die vielen Wunder, daher schließen an Zachäus im Baum & Jesus als Prediger im Tempel gleich Abendmahl & Auferstehung an. Interessant, der Kreuzweg selber wird an anderer Stelle „ausgemalt“, einige Bildfelder sind auch leer und auf einigen wurde später noch „angestückelt“, was Poscharsky aus den kleineren Bildformaten und nicht ganz logischer Reihung ableitet: „Der Seewandel Petri ereignete sich ja vor der Auferstehung Christi.“

Auf unseren Fotos bekommt vor allem die Hoffnungsszenerie Raum. Hier begegnet Jesus Maria Magdalena als Gärtner und den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, der ungläubige Thomas darf noch einmal den „Finger in die Wunde legen“. Das Petrus übers Wasser wandelt ist zwar eine frühere Geschichte, wurde aber später gemalt und hier eingefügt. Dann aber Himmelfahrt und die Ausgießung des Heiligen Geistes in Feuerflammen auf alte und neue Jünger, Maria mitten unter ihnen.

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Dass auch das Ölgemälde am südlichen Chorbogen ehemals zu den Emporenbildern gehörte, darauf weist Helmuth Meißner hin. Es handelt von der Steinigung des Heiligen Stephanus, dem 1. Märtyrer nach Jesu Tod, der seinen Peinigern noch im Tode vergibt und über dem der Himmel offensteht.

Vor dem Abriss des baufälligen Kirchenschiffes 1734 hat man die kostbaren alten Doppelemporen auf ihren Holzsäulen samt der Orgel gerettet und sie bis 1737 in den Neubau wieder integriert

Orgel-Empore & Salomos Tempel

Die Pfarrbücher von 1543 bis 1678 geben keine Hinweise zu Ausgaben für eine Orgel. Man nimmt also an, dass die 1. Orgel 1678 angeschafft wird. 1719 muss sie repariert werden, für 182 Gulden, wovon 51 Gulden durch eine Kollektenreise innerhalb des Markgraftums eingesammelt werden konnten. Aber wie 1779 bei einer späteren Reparatur spenden vor allem die Gemeindemitglieder, obwohl die Pfarrei zumindest bis Ende des 17. Jh. einen gewissen Reichtum angesammelt hatte.

Im 19. Jh., als das Markgraftum längst unter königlich-bayerischer Verwaltung stand, durfte Busbach sich 1866/67 eine neue Orgel leisten, deren Kosten zu über 90% von der königlichen Unterstützungskasse übernommen wurde. Die Gemeinde kam für die sogenannte Fassmalerei, also Farbfassung = Bemalung und Vergoldung des Orgelprospekts auf. 1927 werden die Orgelprospektpfeifen noch einmal ergänzt. Auch bei der Gesamtinstandsetzung 1996 wird „das Innenleben der Orgel überholt“, und das hieß, das gesamte Orgelwerk durch die Fa. G. F. Steinmeyer aus Oettingen instandgesetzt.

Die westliche Emporenbrüstung vor der Orgel ist dreiseitig vorspringend und verdient besondere Aufmerksamkeit. Auch sie wurde bis 1688 von Georg Christoph Kolb mit Ölgemälden versehen. Das mittlere Bild stellt den Tempel Salomos dar, der hier als gerechter und weiser Richter wirkt. Rechts davon erscheint die kluge und attraktive Königin von Saba vor König Salomo, mit dem sie über die Interpretation einer Buchstelle in Dialog oder Wettstreit treten möchte. Und linker Hand? Zu wem gehört der abgeschlagene Kopf?…  work in progress. Wir sind für weitere Interpretationshilfe dankbar.

Jesu Taufe über einem Taufengel

Es gibt einen achtseitigen spätgotischen Taufstein mit tiefer Sandsteinmulde und Relief-Maßwerk-Ornamenten aus dem 15. Jh. Das Foto konnten Sie weiter oben schon betrachten. Er wurde 1929 auf dem Friedhof wieder entdeckt und ausgegraben, war aber auch dann für Jahrzehnte keineswegs in Gebrauch. Seit der großen Renovierung 1996 steht er nun vor dem Kanzelaltar, dem lithurgischen Platz für die Zusammengehörigkeit der beiden Sakramente Taufe und Abendmahl.

Er hatte lange Zeit Konkurrenz von einem hölzernen barocken Taufengel mit einer prächtigen Deckel-Schnitzarbeit, der seine Stelle einnahm und heute etwas abseits von Chor und Altarraum steht, im rechten Kirchenschiff, vor dem schönen Wand-Epitaph aus Sandstein für Pfarrer Conrad Gassner aus seinem Todesjahr 1678.

In den 90er Jahren, als Helmuth Meißner für sein Taufengel-Buch recherchierte und seinen Besuch in der Busbacher Kirche abstattete, stellte sich ihm noch „ein herziges Bübchen mit erdrückend scheinender Bürde mitten in den Weg, wenn wir vom Eingang der Kirche zum (Kanzel-)Altar schreiten wollen“. Die Kirchen­beschreibungen von Poscharsky (1990 1. Auflage) und dem Ev.-luth. Dekanat Bayreuth (1993) zeigen ihn auf den Abbildungen noch in voller Pracht vor dem Altar stehend. Mit nur 68 cm Größe ordnet Meißner ihn unter die kleinsten seiner Artgenossen ein, außerdem ein seltener Fall, da ohne Flügel und nahezu vollständig nackt, aber er ist ja auch nur Träger von etwas Höherem, wobei…

. . .  eine so aufwendige Taufe-Jesu-Gruppe als Deckelaufsatz für die Taufschale noch seltener ist. Hier in Busbach trägt der ovale, marmorierte und als Muschel geformte Deckel die (mit umgeschlagenen Nägeln befestigte) Szenerie der Taufe Jesu. Wie auf etlichen Deckengemälden dieser Epoche in ähnlicher Weise typisiert, gießt Johannes der Täufer aus einer Muschel das Taufwasser über Jesus, der gerade in den Jordan steigt, hält für diesen auch schon ein Tuch zum Abtrocknen über dem Arm. Das „Lamm Gottes“, auf das er im Evangelium mit Blick auf Jesus verweist, ist längst zu einem Schäfchen-Attribut hinter Johannes degeneriert, die geschnitzte Flusslandschaft mit Felsen, auf dem Johannes steht, erinnert an manche barocke Krippen-Inszenierung.

Ähnliche Engeltaufen mit der Jordan-Taufgruppe gab es – darauf weist Meißner hin – vor allem im katholischen Bamberger Raum, z.B. in Arnstein (um 1740). Die bekannteste im evangelischen Markgraftum ist die aus der markgräflichen „Musterkirche“ St. Georgen, ein besonderes Prunkstück für Markgraf Georg Wilhelm, auch von Elias Räntz, aus dem Jahr 1716. Johannes der Täufer wird dort noch überhöht durch das trinitarische Auge Gottes in der goldenen Strahlenglorie, der sechseckige Taufstein selber ist aus rotem Marmor.

1684, so meldet die Pfarrchronik, am 15. Sonntag nach Trinitatis hat der Seldner Friedrich Bauer 20 Taler „unter das Altartuch gelegt“ mit der Bestimmung, es sollte ein „von Bildhauer-Arbeit geschnitzter und von Malerei kostbar vergoldeter Taufstein angeschafft werden“. Von 1685 bis 1701 war Pfarrer Michael Purucker für Kirche und Gemeinde verantwortlich. Da er die Grabsteine für seine Kinder und sich selber in der Bayreuther Werkstatt von Bildhauer Elias Räntz (1649 -1732) anfertigen ließ, die auch für ihre hölzernen Taufengel bekannt wurde, gab es Beziehungen dorthin. Karl Sitzmann als Fachautor für die früheren ostfränkischen Künstler vermutet als Anreger für „das anmutige Taufengelchen“ eben diesen Pfarrer Purucker und als ausführende Werkstatt die von Elias Räntz.

Aus dieser Werkstatt und vom berühmten Vater Elias Räntz gab es den Typus bäuerlicher Kinder-Taufengel um 1680 in der Kirche von Plech, 1701-1706 in Thurnau für die neue Kircheneinrichtung (verschollen) und etliche bis Ende der 1720er Jahren in anderen Kirchen der Region (so in Emtmannsberg, Neunkirchen, Stockau). Später im Jahrhundert werden die Taufengel „erwachsener“ und eleganter, auch unter dem Sohn Johann Gabriel Räntz. Spätestens bei der Einweihung des neuen Kirchenschiffs 1737 dürfte also dieser Taufengel, dessen zeitliche Zuordnung ungenau bleibt, seinen Platz vor dem Altar eingenommen haben – und dass er aus der Elias-Räntz-Werkstatt stammt, dafür spricht einiges.

Barockisierter Neubau 1737 & . . .

1734 war das Kirchenschiff so baufällig, dass es abgerissen werden musste. Am 13.05. 1734, unter Markgraf Georg Friedrich Karl, erfolgte die Grundsteinlegung. Der Neubau des Langhauses mit nördlich einem, südlich 3 rundbogigen Fenstern und einem stark gedrückten, flach wirkenden „Korbbogentonnengewölbe“ als Decke, zog sich bis 1737 hin. Er fiel somit in den Übergang der Regierungszeiten von MG Georg Friedrich Karl (1726-1735) und seinem Sohn Markgraf Friedrich (1735-1763). Hoch über dem Chorbogen erinnert das große Hohenzollernwappen in hellem Reliefstuck an das Einweihungsjahr 1737. Der Stuck darüber beschränkt sich auf ein Ornament aus Band- & Rankenwerk und ansonsten – an der weißen, flach wirkenden Decke – auf einfachen Rahmenstuck.

Als Architekt und Baumeister ist Christian Creuzer überliefert. Die Sandstein-Quadermauer der früheren (etwas kürzeren) Kirche blieb als Fundament erhalten. Von den Maurer-, Glaser- und Zimmermeistern, die am Neubau tätig waren, sind im Pfarrarchiv die genauen Materiallisten und Maße erhalten. Da Emporen, Altar und Kanzel, Gemälde und Epitaphe sowie der gotische Taufstein aus der alten Kirche übernommen werden konnten, musste zwar das schlichte Gestühl erneuert werden, aber die „Innenmöblierung“ war gesichert. Auch die alte Sakristei hatte Bestand und der Turm war schon 1716 um ein 3. Geschoss aufgestockt worden.

Die Finanzierung umfasste also vor allem die Dachdeckerarbeiten am Walmdach und die Deckenkonstruktion durch den Zimmermeister sowie die Fensterglas- und Maurerarbeiten am Langschiff , wobei sicher auch noch ein Teil der alten Sandsteinquader brauchbar war. Die Gemeinde gab 50 Gulden, das Spital in Bayreuth ein Darlehen von 100 Gulden und der Markgraf genehmigte eine landesweite Kollekte, auf der Hans Friedelmüller „bis ins Württembergische hinein“ wanderte und mit 103 Gulden und 3 Kreuzern zurückkam. Vielleicht wurde ja auch der Opferstock (Holz mit Eisenbeschlägen) bei der Gelegenheit angeschafft.

1913 und 1947 gab es Innenrestaurierungen, bei denen die Gemeinde tatkräftig mithalf. Aber so günstig wie 1737 waren spätere Renovierungen nicht mehr, schon gar nicht die große Gesamtinstandsetzung von 1995/96, die dem Landbauamt Bayreuth und dem beteiligten Kreis von Denkmalschützern, Handwerkern und Fachleuten einiges Kopfzerbrechen verursachten. Man stand nicht nur vor einem Puzzle aus gotischen und barocken Gestaltungselementen, sondern auch vor den Schäden, die das 19. Jh. hinterließ, wo man leuchtende Gestühl- und Kirchenfarben lieber übertünchte. Das Foto von Peter Poscharsky aus den 90er Jahren gibt von diesem Vorher-Zustand noch einen Eindruck. Also entschied man sich:

„Die gesamte Raumschale mit ihren Emporen wurde anhand der Befunde in ihre ursprüngliche barocke Fassung versetzt und besitzt wieder einen eher heiteren und lichten Charakter. Als Zeuge der Jahrhundertwende behält das Gestühl seine bisherige Farbfassung.“

Noch komplizierter war . . .

. . .  der gotisch-barocke Kanzelaltar aus Holz & . . .

Er steht unübersehbar mittig im hellen gotischen, nahezu quadratischen Chor im Turmuntergeschoss unter dem Kreuzrippengewölbe mit Rosettenschlußstein. Zusammengebaut zum Kanzelaltar wurde er erst 1791, ganz am Ende der Markgrafenzeit, kurz bevor das Markgraftum preußisch wurde. Und verantwortet hat es der damalige Pfarrer Schirmer, der – ohne es mit der Kirchenleitung abzusprechen – schließlich auch noch einen „richtigen Kanzelaltar“ wollte.

Dieser ist insgesamt von hoher Qualität der einzelnen Elemente, wirkt aber „etwas zusammengestöpselt“. Denn der Kanzelaltar, wie er sich heute präsentiert, ist ein Puzzle aus Elementen des spätgotischen Flügelaltars vom Ende des 15. Jh., der Steinkanzel von 1562 und einem barocken Schalldeckel samt Auszug aus dem 18. Jh. Aus dem ehemaligen Schrein in der Mitte des Altars wurden die Figuren bewahrt und nach Einbau von Kanzel und Schalldeckel oben auf dem Auszug positioniert.

Christus als Schmerzensmann krönt als beinahe lebensgroße Schnitzfigur den Aufsatz (über dem polygonalen barocken Schalldeckel mit seiner Volutenkrone und den Engelsköpfchen) – eine mittelalterliche Botschaft vom Kreuz, denn später, im Barock, steht der auferstandene Christus als Sieger (über Sünde, Tod und Teufel) auf der Altarspitze und vereint sich in der Trinitätsglorie mit dem Schöpfergott, der nun unser Gottvater wird und dem Heiligen Geist, der ab jetzt in uns wohnen will.

Links und rechts, eine Retabelstufe unterhalb von Christus, stehen die halblebensgroßen Schnitzfiguren von Petrus und Paulus, den Namenspatronen der Busbacher Kirche, neben ihnen, etwas kleiner und außen am Rand, links Maria, rechts Johannes. Diese Figuren standen wohl in der alten Kirche noch im Schrein bzw. im Auszug (mit diesen Fotos haben wir den Beitrag eingeleitet). Die beiden kleinen aufblickenden, nahezu vollplastischen Schnitzfiguren (unterhalb seitlich der Kanzel) standen zeitweise rückseitig, sie konnten bislang nicht näher bestimmt werden.

Die Botschaft des Altars ist klar und auf Christus zentriert. Dies ist vor allem den beiden spätgotischen Flügelaltarseiten zu verdanken mit den 4 Holzreliefs der Passion Christi: Das Gebet am Ölberg in Gethsemane, die Geißelung, die Dornenkrönung und eine Kreuzgruppe vor leerem Kreuz, denn der Gekreuzigte ist auferstanden. Die Bildfolge ist von links oben nach unten und von rechts unten nach oben zu lesen.

Rätsel geben die aufgeklebten alten Porträt-Kupferstiche aus dem 16. Jh. an Stuhl und Konsole der Säulchen über dem Kanzelkorb auf, je 2 männliche links und 2 weibliche rechts. Die unteren, kaum mehr kenntlichen, könnten das einstige Stifterpaar porträtieren. Die oberen werden als Bildnisse der beiden Heiligen Kaiser Heinrich II & seiner Gemahlin Kunigunde interpretiert, die 1007 das Bistum Bamberg gründeten, zu dem Busbach (als Pfarrei im Archidiakonat Hollfeld) vor der Reformation gehörte. Wenn Sie auf die Altarfotos klicken können Sie diese Portraits besser erkennen.

Der Altar hat aber auch eine hölzerne Retabel-Rückseite mit gemalten Szenen (Öl auf Holz) aus der Passionsgeschichte Jesu, zwar beschädigt, aber bei der letzten Restaurierung in den alten kräftigen Farben sehr schön wieder aufgefrischt: Jesu Einzug in Jerusalem, die Gefangennahme, die Grablegung mit der weinenden Maria Magdalena, und die Auferstehung. Diesmal von rechts oben nach unten und von links unten nach oben zu lesen, wie es dem Wandelgang beim Abendmahl um den Altar auch entsprach. Gebessler tippt wegen der hohen Qualität auf eine Nürnberger Werkstatt.

. . . einer Kanzel aus Stein mittendrin

Der Kanzelkorb von 1562 ist aus Sandstein, polygonal und mit stark profilierten Brüstungsfeldern versehen. Er ist nur ein Teil der ehemaligen Kanzel, die einst links vom Chorbogen im Kirchenschiff stand und vermutlich Ende des 17. Jh.versetzt wurde, damals rechts vom Chorbogen (an die dortige Empore gelehnt). Sie ist „eine der ältesten evangelischen Kanzeln in der Fränkischen Schweiz“ und – so Poscharsky – wohl aus derselben Werkstatt wie die Kanzel in Gesees. Die Reliefs darauf: Die (irdisches Leben) rettende eherne Schlange in der Moses-Wüste, ein Wappenschild, das (ewiges Leben) rettende „Lamm Gottes“, das Hohenzollernwappen, dazu eine Rosette. Die 4gliedrige Sanduhr am Predigtstuhl ist nicht mehr erhalten.

Die Inschriften an der Kanzel lauten (nach Poscharsky):

  • SI  DEVS  PRO  NOBIS / QVI  CONTRA  NOS
    (= Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein?) –
    einst der ritterliche Wahlspruch von Markgraf Georg Friedrich (1515-1543) und daher über dem markgräflichen Wappen
  • ECCE  AGNUS  DIE/ QVI  TOLLIT  PECCATA  MUNDI
    (Siehe; das Lamm Gottes, das der Welt Sünden trägt-= die prophetischen Worte von Johannes dem Täufer mit Blick auf Jesus)
  • SICVT  MOSES  EXALTAVIT  SERPENTEM  IN  DESERTO/
    ITO  EXALTARI  OPORTET  FILIVM  HOMINIS  AT  VITAM  AETERNAM
    (auf die biblische Allegorie in den Reliefornamenten bezogen = „Wie Moses die Schlange erhöht hat in der Wüste, so gebührt es dem Menschensohn erhöht zu werden, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh.3, 14f))
  • Die am unteren Korb umlaufende Inschrift hat Gebessler entziffert:
    ANNO DOMINI – 1562 – DIE 28 MAII – REN: 16  J.N.C.K. 17
    (= im Jahr des Herrn 1562, am Tag des 28. Mai wurde sie eingeweiht, und renoviert vom Stifter J.N.C.K. 1617).

Auch das Kopfzerbrechen bei der großen Instandsetzung 1995/96 hatte einmal ein Ende, denn – so Baudirektor Franz Simon Meyer vom Landbauamt Bayreuth zur feierlichen Wiedereinweihung: „Nach einer langen und engagierten Diskussion über Gestalt und kirchengeschichtliche Bedeutung des zusammengesetzten Busbacher Kanzelaltars bleibt dieser in seinem originellen Erscheinungsbild unverändert, sozusagen als Zeuge der Auseinandersetzung des barocken Menschen mit dem damals neuen Verständnis der Einheit von Wortverkündigung, Abendmahl und Anbetung.

Sandstein-& Gemälde-Epitaphe (17. & 18. Jh.)

Epitaphe sind Gedächtnisbilder oder -steine, in Busbach alle für die hiesigen Pfarrer. 2 Sandstein- und 2 Gemälde-Epitaphe befinden sich in der Kirche, 4 solche Sandsteinplatten sind außen in die Kirchenmauer eingelassen. Laut Gebessler sind „die Grabsteine der Außenwand sämtlich Bayreuther Arbeiten“, also von hoher Qualität. Laut Internet wurden sie später „nachqualfiziert“.

Die beiden Epitaphe in der Mitte sind besonders auffallend. Das eine ist ein Kindergrabstein von 1689 für Johann Caspar (4 Jahre alt) & Georg Michael Purucker (20 Wochen alt), beides Söhnlein des Pfarrers Michael Purucker, die sich hier zärtlich und liebevoll ansehen. Gebessler dazu: „Das kleinere (es starb 2 Jahre früher) führt das ältere zum Himmel.“ Das rote Sandstein-Epitaph des Vaters von 1701 – ein lebensgroßes Reliefbildnis und ebenfalls aus der Werkstatt des Bayreuther Hofbildhauers Elias Räntz – befindet sich in der Kirche, an der Querwand links von Chor und Kanzelaltar.

Das andere ist die gelbe Sandsteinplatte für den „wircklichen“ Pfarrer Jacob Christian Hofmann, der den Armen viel Gutes tat und der als Seelenhirt die Kirchgemeinde zu Busbach 32 Jahre auf den grünen Auen des göttlichen Wortes treu geweidet hat“. 1785 starb er mit knapp 59 Jahren „zu frühzeitig für seine zärtliche Gattin“, mit der er 20 Jahre „in vergnügter Ehe“ lebte, „und für seine Gemeinde, in der das Andenken seiner frommen Redlichkeit noch lange grünen wird.“ Über der Inschrift-Kartusche verheißen Engel(köpfe) und der strahlende göttliche Sonnenglanz um und über dem trinitarischen Dreieck (das 3 Flammen umschließt und JHWH gewidmet ist) die Auferstehung im ewigen Leben – darunter 2 Putti mit Bibel, Kelch und Urne.

Der Grabstein ganz links – mit geflügeltem Totenkopf und Sanduhr – erinnert an Pfarrer Johann Caspar Begelein, der 1684 verstarb.

Die Inschriften aus dieser Epoche sind berührend, wenn an den „wohlehrwürdigen, wohlgelehrten“ hochfürstlichen Pfarrer und seine „allhier liebgewesene Ehe-Consortin“ erinnert wird oder an einen anderen „sonst munteren Wächter Zions“, der „zu seines Herrn Freude“ in die selige Ruhe einging. Stephan Hartnagel hat sie in seiner verdienstvollen Ortsgeschichte (S.64f) alle entziffern können. Wenn Sie auf die Fotos klicken, gelingt Ihnen das zumindest teilweise.

Die beiden Sandstein-Epitaphe innen an der Kirchenwand wurden schon erwähnt, der von Pfarrer Konrad Gassner (1677-1678), der mit 44 Jahren starb, rechts vom Chorbogen an der Wand hinter dem Taufengel – und das von Pfarrer Michael Purucker (1685-1701) links vom Chorbogen. Er war zuvor einige Zeit auch Hauslehrer der Kinder des markgräflichen Kanzlers von Stein. Im Chor befindet sich außer dem Lutherbildnis und dem schon genannten Gedächtnisbild für Pfarrer Würfel noch ein Gemälde-Epitaph, ein Ölbild auf Holz für Pfarrer Johann Laurentius Dietrich (1701-1726) mit ausführlicher Inschrift und Porträt-Medaillon darüber.

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Ach könnte man hinaufsteigen . . .

Über Türme und Glocken von Dorf- und Markgrafenkirchen erfährt man in der Literatur manchmal mehr als über die Innenausstattung. Da es sich bei St. Peter & Paul um eine Chorturmkirche handelt, die im 18. Jh. erneuert und barockisiert wurde, der mächtige Turm über dem Altarraum aber immer noch steht und „mit dem Langhaus fluchtend“ eine Achse bildet, man ihn auch von weitem schon als Erkennungsmerkmal sichtet, seien ihm ein paar Fachausdrücke gewidmet.

Die Datierungen schwanken zwischen 1. & 2.Hälfte des 15. Jh., als Busbach einige Zeit nach der Reformation eine eigene Kirche bekam. Davon zeugen die beiden unteren Geschosse, die schönen gotischen zweiteiligen Maßwerkfenster nach Süden und Osten im Untergeschoss, der umlaufende Sockel mit der „verzahnten Eckquaderung“ und die „gekehlten Gurtgesimse“ – im 1. OG östlich auch Schlitzfenster, wie sie für Wehrkirchen üblich waren. Nördlich am Turm war von alters her eine eingeschossige Sakristei angebaut.

1716, noch vor dem Kirchenneubau, wurde er um ein Geschoss erhöht. Dieses Kranzgeschoss, von Baumeister XYZ errichtet, weist 3 rundbogige Schallöffnungen für die Glocken auf und an der Südseite 2 Wappen, eins davon das Hohenzollernwappen der Markgrafen, eins „vermutlich Waldau“ – nobody knows). Während das Baumaterial für den Turm nur aus verputztem Bruchsteinmauerwerk besteht, nicht aus Sandsteinquadern wie das Langhaus, bekommt der Turm bei dieser Gelegenheit dennoch Eleganz durch eine barocke Zwiebelhaube mit Laterne und Spitzhelm. 1859 wird der Turm mit Schiefer neu eingedeckt und auch die Helmstange erneuert, 1934 desgleichen. 1996 bei der Generalsanierung wird die Turmuhrenanlage erneuert ebenso wie das Glockengestühl.

. . . und übers Land schauen . . .

Wie sehr die Glocken im Turm ein Dorf und eine Gemeinde zusammenhalten, sieht man an den gemeinsamen Anstrengungen, anstelle der 1736 zersprungenen Glocke eine große Glocke zu kaufen, die heute noch im Turm hängt, 430 kg schwer und mit einem unteren Durchmesser von 87 cm. Diese musste, weil sie besonders schön und fein gegossen war, auch in den beiden Weltkriegen nicht an die Waffenindustrie angeliefert werden, wie es mit den jüngeren Glocken geschah, der mittleren und der kleinen sowie den Orgelprospektpfeifen. Da die Inschriften auf Vorder- & Rückseite einiges über die Barockisierungszeit aussagen, hier der von Stephan Hartnagel aufgezeichnete Wortlaut:            

„Gott segne des Fürsten Stuhl
samt Haushaltung Kirch und Schul.
Soli Deo Gloria
Das Brandenburger Wappen

Aus Feuer flos ich
Christoph Salomon Graulich in Hof gos mich.“

„Im Jahre Christi unseres Erlösers MDCCXXXVI (=1736), unter der hochfürstl. Landesregierung des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friedrich M. Z. B. (= Markgraf zu Brandenburg), dann unter der Kircheninspektion Sr. Excellent Herrn Friedrich Caspar Hagen, Superintendentus (= Dekan) zu Bayreuth und Herrn Georg Friedrich Würffel D. G. Pfarrers allhier.“

Beeindruckend die lange Spenden- bzw. Sammelliste von 1737 für diese große Glocke. Alle, aber auch alle trugen dazu bei, der Seldner, der Fronbauer und Pfründe-Untertan ebenso wie die Magd, der Knecht, Mutter, Ehefrau, erwachsene Kinder und Geschwister, ebenso der Taglöhner und der Lehrjunge, der Leinenweber, Schuhmacher- und Schreinermeister, der Müller und der Förster, der Wirt, der Schäfer, die Witwe und der Schmied. Über 50 Haushalte, auch aus Melkendorf, Geislareuth, Geritzen und Vorlahm waren beteiligt. Und gesammelt wurde in der Gemeinde und – mit amtlicher Genehmigung – in der ganzen Markgrafschaft.

Das Doppel-Epitaph von 1756 ganz rechts an der Außenmauer ist Pfarrer Georg Friedrich Würfel (1719/26 -1756) und seiner Ehefrau Sophia Margaretha gewidmet, die 12 Jahre vor ihm verschied. In seine Amtszeit fiel der Neubau der Kirche und des Pfarrhauses. Ihm ist innen an der Chorwand auch ein Gedächtnisbild (Öl auf Holz) aus der Zeit um 1740/1750 gewidmet.

. . .  oder kurz auf Busbach blicken,

das auch aus seiner weiteren Biografie viel zu berichten hätte, nicht nur, dass 1812/1813 Napoleon auf dem Weg hin & zurück von Russland durch den Ort zog, auch von Krieg und Frieden danach. Heute ist Busbach mit seinen etwa 300 Einwohnern ein hübscher Ausflugsort am Tor zur Fränkischen Schweiz und landschaftlich schön gelegen. 1934 wurde mit Unterstützung der politischen Gemeinde Busbach ein neuer Friedhof auf dem „Schuläckerlein“ angelegt und der alte aufgelassen. Als einst kleinste Pfarrei im Dekanat Bayreuth teilt sie sich seit 1972 die Pfarrstelle mit Neustädtlein am Forst und als Ort ist Busbach seit 1978 politisch nach Eckersdorf eingemeindet, dort gehen die Kinder seit 1968 auch zur Schule. Das alte Schulhaus am Kirchplatz dient der Kirchengemeinde als Treffpunkt oder für musikalisches Üben. Das alte Pfarrhaus ist in Privatbesitz (und hat noch schöne Stuckdecken). Im ehemals kirchlichen Jugendheim – heute in Privatbesitz – finden immer noch Jugendfreizeiten statt (www.haus-busbach.de)  . . .  Und Schäfer, Leinenweber, Schuster und Schmiede gibt es in Busbach schon lange nicht mehr.

Text & Fotos: Dr. Karla Fohrbeck (2021)

Literatur:

  • 1952. Fritz Böhm. Busbach. in Ev.-luth. Dekanat Bayreuth (Hg): Unser Bayreuther Kirchenbezirk.
  • 1959. August Gebessler. Stadt und Landkreis Bayreuth.
  • 1981. Alfred Schelter. Der protestantische Kirchenbau des 18. Jahrhunderts in Franken (S.111, 126, 306)
  • 1982. Helmuth Meißner. Katalog der Kanzelaltäre in Oberfranken.
  • 1993. Ortwin Stank. Busbach. in Ev.-luth. Dekanat Bayreuth (Hg): Evangelisch im Bayreuther Land.
  • 1996. Landbauamt Bayreuth. Evang.-Luth. Pfarrkirche St. Peter und Paul Busbach. Kurzbericht zum feierlichen Abschluss der Gesamtinstandsetzung 1995/96 (20 S. mit Grund- und Aufrissen)
  • 1996. Helmuth Meißner: Taufengel in Oberfranken.
  • 2000. Stephan Hartnagel. Die Geschichte von Neustädtlein am Forst und Busbach. (Broschüre im Pfarramt, zu Busbach die S. 41-71, aber auch zuvor einige interessante Abschnitte zur Sozial- und Regionalgeschichte)
  • 1990/2001. Peter Poscharsky. Die Kirchen der Fränkischen Schweiz (4. Auflage)
  • 2015. R. Janus. Kleiner Führer durch die Peterskirche Busbach. (Pfarramt Busbach, Ms-Folder)

Wir verweisen auch auf die allgemeinere Literatur zu den Markgrafenkirchen im Vorspann zu den Einzelkirchen
und auf den direkten Link zu den Markgrafenkirchen in Eckersdorf und Neustädtlein (in Arbeit)

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