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BAROCKE  JAGDSCHLÖSSER & FORSTHÄUSER

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Das ehemalige Oberforstamt in Kulmbach

Es war einmal …

Über Forsthäuser im Kulmbacher Land der Markgrafenzeit gibt es leider nur schriftliche Erwähnungen, ohne exakte Ortsangaben. Und das, obwohl der Wald früher eine noch wichtigere Rolle im Leben der Menschen spielte als heute. Er lieferte Holz zum Häuserbau oder zum Heizen sowie Beeren, Pilze und Honig von den Wildbienen für die Ernährung. Wildbret war eine schmackhafte Bereicherung vor allem für die Tafel der jeweiligen Landesherren.
Über Jahrhunderte war die Jagd dem Adel und den Fürstenhäusern vorbehalten, denen zum größten Teil die Wälder und damit auch das Holz gehörte. Es galten strenge Regeln und Verstöße wurden unerbittlich geahndet. Auf Wilderei und Baumfrevel stand lange Zeit die Todesstrafe. Im Jahr 1610 wurden in Kulmbach gleich vier Wilderer an einem eigens auf dem Rehberg aufgerichteten Galgen aufgehängt. Die Bauern wurden als Helfer und Wildtreiber zu Frondiensten verpflichtet und ihre Felder waren vor den adeligen Jagdfreuden nicht geschützt. Wild- und Fasanenmeister betreuten im Markgraftum zahlreiche Gehege.

Jagdmuseum Burg Zwernitz bei Sanspareil

Markgräfliche Forstmeister …

Der Forstmeister, der die markgräflichen Wälder zu betreuen hatte, genoss deshalb einen hohen Stellenwert. Dieser wuchs, je mehr die Jagd beim kriegsgeübten Adel und den Markgrafen Ende des 17. und besonders im 18. Jh. als gesellschaftliches Vergnügen an Bedeutung gewann und 30jähriger Krieg (1618-1648) und die Kriege gegen die Franzosen und Türken in weite Ferne rückten. Die 22 Jagdgemälde der Brüder Kleemann um 1780 im Jagdmuseum Burg Zwernitz (eine Dauerleihgabe der Oberfranken-Stiftung) zeugen eindrucksvoll davon, wie man noch zur Zeit von Markgraf Alexander (1769-1791) „in Übung blieb“. Die Forstverwalter waren daher oft hohe Hofbeamte und gehörten zumeist zum Land- oder Dienstadel. In Bayreuth stand ein „würklicher Oberforst- und Oberjägermeister“ an der Verwaltungsspitze von Jagdwesen und Forstwirtschaft im Markgraftum, hatte über 100 Beamte unter sich und spezielle Hofbehörden für hohen Jagdbesuch, die Gehege und für die Jagd mit Reihern und Falken.

Markgraf Alexander auf einer Parforcejagd.

und Forsthöfe in Kulmbach

Die markgräflichen Jagdinteressen erstreckten sich auch im 18. Jh. noch auf das Kulmbacher Land, vor allem um Burg Zwernitz und im Limmersdorfer Forst, verlagerten sich dann aber mehr ins wildreiche Fichtelgebirge (vor allem um Kaiserhammer). Forsthöfe werden immer wieder in der Kulmbacher Stadtgeschichte erwähnt, aber nicht genauer lokalisiert.
Die Keimzelle der Stadt Kulmbach soll ein Forsthof gewesen sein, der im heutigen Spiegel (heute zusammen mit der Wolfskehle ein Stadtteil von Kulmbach) gelegen war. Im 16. Jahrhundert wird ein Viehhof, der ebenfalls Jäger- oder Forsthof genannt wurde, auf dem Gelände der heutigen Dr. Stammberger-Halle erwähnt. Über viele Jahrzehnte wurde dort auch das Flößholz gelagert. Die weitere Entwicklung des Forstwesens in der Stadt Kulmbach ist mit dem Haus „Oberhacken 8“ verbunden.

Der Oberjägermeister begrüßt die Jagdequipage einer Parforcejagd.

… zuletzt in Haus Oberhacken 8

Seit 1750 führten 7 Oberforstmeistereien als Mittelbehörden im Markgraftum Bayreuth-Kulmbach die Fachaufsicht über die lokalen Forstbehörden, das Oberforstamt Kulmbach gehörte dazu. Im Jahr 1774 kauft jedenfalls einer davon, der Kammerherr und Oberforstmeister Friedrich Theodorus Christoph Adam von Reitzenstein das „Harnische Haus“ samt Garten zu amtlicher und privater Nutzung. Nach dessen Tod zog – wie der ehemalige Stadtarchivar Richard Lenker herausgefunden hat, Heinrich Lang, der 1795 geheimer Archivar zu Bayreuth und auf der Plassenburg war, zusammen mit seiner jungen Ehefrau in das Anwesen ein. Wie eine Familie sollen sie zusammen mit der Witwe des Oberforstmeisters Reitzenstein in dem Haus gelebt haben. Langs Frau starb jedoch im Kindbett und der geheime Archivar Lang wurde später nach Ansbach abberufen. Mit der Tochter seiner Hauswirtin gründete er schließlich dort erneut eine Familie. Das Haus Oberhacken 8 wurde daher 1797/98 der königlich preußischen Regierung als Justizamtswohnung angeboten und ab 1803 auch als solche genutzt.

Das ehemalige Forstamt vor der Sanierung

Königlich Bayerisches Forstamt im 19. Jh.

Im Jahr 1807, also schon unter napoleonischer Besatzung, wurde hier unter dem Freiherrn von Münster das Königlich Bayerische Forstamt eingerichtet. Bis 1911 befand sich das Forstamt in diesem Anwesen, danach zog es in einen Neubau in der Wilhelm-Meußdoerffer-Straße 6 um. Im Jahr 1912 übernahm dann die Stadt Kulmbach das dreigeschossige Gebäude und baute es von 1914 bis 1920 zu einem zeitgemäßen Verwaltungsgebäude um.

Im Zuge der Sanierung von 2018 bis 2020 wurde festgestellt, dass es sich ursprünglich um zwei Gebäude gehandelt haben muss. Der Durchgangsweg im Bereich des heutigen Haupteinganges wurde nach 1914 verbaut, wie auch der Laubengang in dem kleineren Gebäudeteil rechts. In den 1940er und 1950er Jahren wurden im Innenhof mehrere Gebäude errichtet, die für Aufenthaltszwecke, aber auch als Kfz-Unterstellhalle genutzt wurden.

Sanierungsarbeiten am ehemaligen Forstamt und der freigelegte Brunnenschacht

… und heute ein postmoderner (Verwaltungs-) Prachtbau

Als Mitte der 1970er Jahre die Kriminalpolizei in die Landpolizeidienststelle in der Hans-Planck-Straße umzog, da wurden auch diese Räume für die Verwaltung hergerichtet.

Größere bauliche Veränderungen wurden ab 1980 vorgenommen. Die Fassade wurde erneuert und die maroden Gebäude im Innenhof nach und nach abgerissen. Dabei wurde auch der alte Brunnen freigelegt, der früher zur Versorgung des Anwesens mit frischem Trinkwasser diente. Der wahrscheinlich umfangreichste Umbau in der Geschichte des ehemaligen Forstamtes begann 2018 und wurde 2021 abgeschlossen. Derzeit sind dort die Bau- und die Liegenschaftsverwaltung untergebracht. Aus einem schon etwas angestaubten Verwaltungsgebäude ist somit ein Schmuckstück im Oberhacken geworden.

Das ehemalige Forstamt heute

Text : Hermann Müller 2021
Fotos: Burg Zwernitz – Karla Fohrbeck, Oberhacken 8 – Stadtarchiv Kulmbach & Hermann Müller, Jagdgemälde der Brüder Kleemann – mit freundlicher Genehmigung der Oberfrankenstiftung