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barocke Prachtbauten & -Strassen

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Bayreuth – Kanzleistraße 13

Bestattungsinstitut Himml

Das durch seinen barocken Erkerturm auffallende Gebäude gehört zu einem der ältesten Häuser der Stadt und ist somit Teil des mittelalterlichen und barocken Stadtkerns von Bayreuth (Ensembleschutz), wird aber auch als Einzeldenkmal gelistet. Bereits vor 1398 wird hier an der Stadtmauer eine Bebauung als Haus mit Hofreit und Gärtlein erwähnt. Nach den markgräflichen Beleihungstexten ist die einstige Hofstatt der Ottschneyderin von 1398 bis 1471/73 Besitz derer von Seckendorff. Danach wechseln die adeligen Besitzer und 1511 geht das Anwesen für etwa 16 Jahre in den Besitz der „löblichen Bruderschaft der Heiligen Frauen St. Anna“ über, „samt Erbzins und Gerechtigkeit“.

Ab dieser Zeit (erst) wird das Haus Burggut genannt, ein Privileg, das die Stadt bestreitet. Von einem Burggut im klassischen Sinne konnte ohnehin nie die Rede sein, denn solches verpflichtet normalerweise den Inhaber, dem Landesherrn im Kriegsfall Gefolgschaftsdienste zu leisten. Markgraf Kasimir hob die zeitweise Steuerfreiheit auf, da das „Burggut“ nun ohnehin in bürgerliche Obhut übergegangen war, und machte das Haus „zinsbar auf den Hofkasten zu Bayreuth“. Trotzdem wird auch nach 1511 in den Privatverträgen die Bezeichnung Burggut gebraucht und das Haus in der Kanzleistraße ist bis heute im allgemeinen Sprachgebrauch immer noch als Seckendorfer Burggut bekannt.

Auf die Zeit der St. Anna-Bruderschaft jedenfalls gehen Umbaumaßnahmen zurück, die fast einem Neubau gleichen. Auch Georg von Imhof hat vor 1563 weitere „Modernisierungen“ des dreigeschossigen Putzbaus mit seinem Schweifgiebel eingeleitet. Und für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts nennt Sylvia Habermann den Geheimrat Moritz von Kanne als Bauherren, dessen Epitaph mit den fein ausgearbeiteten Reliefporträts (von ihm und seiner Frau Barbara) sich in der benachbarten Stadtkirche erhalten hat.

Mit dem Erwerb des Hauses durch den markgräflichen Tanzmeister Franz Maran beginnt die dritte Umbauphase, die dem Gebäude sein charakteristisches Gepräge gibt. Er war 1685 bis 1701 Eigentümer des Hauses, das er 1686 im Barockstil ergänzen ließ. Die Schaufassade wurde durch geohrte Fensterrahmungen und das Korbbogenportal (mit Löwenfratze als Schlussstein) bereichert und um den dreistöckigen geschweiften (Wellen-)Giebel mit Satteldach aufgestockt. Sie ist vor allem durch den vorspringenden polygonalen Erker bemerkenswert, der auf einem Pfeiler aufsitzt und durch zwei Stockwerke reicht.

Unter seinen Stuckornamenten sind mittig vor allem das verschlungene und kunstvoll gespiegelte Monogramm FM (= Franz Maran) zu bewundern sowie – in Anspielung auf seinen Beruf als markgräflicher Tanzmeister – die beidseitigen Halbreliefs von tanzenden Kindern mit Musikinstrumenten (kleine Schellentrommel bzw. Zimbelschellen). Die Giebelspitze bekrönte ursprünglich wohl die Figur eines Tänzers, die von einem späteren Besitzer wieder entfernt wurde. Ob die dem Dachfirst vorgeblendete halbrunde Muschel als Sockel diente oder einfach als Dekoration muss offenbleiben.

In den Innenräumen des 1. und 2. Obergeschosses sind bis heute reich verzierte Stuckdecken mit Rahmenstuck und Bandelwerk mit pflanzlichen und zoomorphen Verzierungen sowie Gesichter-Darstellungen aus dieser Epoche erhalten.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurde das Gebäude um Anbauten an der Hofseite erweitert, auch Putz und Fassadenfarbe erneuert. Seit mehreren Generationen befindet sich hier das Bestattungsinstitut Himml. Die Familie Christ weiß sich dem historischen Erbe verantwortungsvoll verpflichtet.

Textredaktion & Fotos: Dr. Karla Fohrbeck

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