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BRÜCKEN aus dem Barock

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Brücken zur Stadt Kulmbach

Bereits zu der Zeit, als die Burggrafen zu Nürnberg in unserer Region die Herrschaft übernahmen, also um das Jahr 1340, gab es ein relativ gut ausgebautes System an Straßen und Wegen. Zur Querung von Gewässern wurden, wo es möglich war, Furten genutzt. Aber auch mehrere stattliche Brückenbauten in der Stadt und im Landkreis Kulmbach sicherten den Übergang auch bei Hochwasser. Exemplarisch möchte ich hier drei Brücken näher beschreiben.

Die „Steinerne Brücke“ über den Weißen Main im Grünwehr

Bereits um 1360 wird die „Steinerne Brücke“ im Grünwehr erwähnt. Laut dem Kulmbacher Landbuch von 1398 erhielt ein Friedrich Henlein zu Metzdorf in jenem Jahr den „Gelzenbreitacker“, neben der Steinernen Brücke auf Kulmbacher Mark gelegen, zum Lehen. Die aus Hallstadt bei Bamberg kommende Hohe Straße querte hier den Weißen Main. Es ist anzunehmen, dass die Querung des Flusses vor dem Bau der heute noch vorhandenen Brücke oberhalb erfolgte. Hier teilt sich der Main und bildet eine natürliche Insel. So war es natürlich leichter den Fluss mittels zweier Holzbrücken zu überspannen.

Nach Norden führt die Straße weiter über die Purbach nach Kronach. Um den Steilanstieg im Tal der Purbach besser überwinden zu können, wurde im heutigen Stadtteil Blaich eine „Vorspann­station“ unterhalten. In der dortigen „Schmiede“ wurden Pferde vorgehalten, um die Zugtiere der mit Waren schwer beladenen Karren an dem Steilstück zu unterstützen. In der Blaich wurden auch die Reisenden versorgt, die wegen Hochwassers nicht bis zur Steinernen Brücke gelangen konnten. Nach Osten führte die Hohe Straße ins Fichtelgebirge, nach Böhmen, Schlesien und weiter bis nach Polen. Wahrscheinlich war dieser wichtige Zugang in die Stadt Kulmbach mit zwei Befestigungsanlagen gesichert.

Im Bundesständischen Krieg 1553 war der Mainübergang im Grünwehr ein wichtiger Brückenkopf, den die markgräflichen Landsknechte verbissen gegen die Truppen der Fürstbistümer Bamberg und Würzburg, der Freien Reichsstadt Nürnberg und ihrer Verbündeten verteidigten. Wie die Stadtchronik berichtet, konnten über die „Steinerne Prucken“ stets Boten aus Coburg heimlich die

Plassenburg erreichen. Aber auch wenn die Brücke sogar in Reichweite der Geschütze der Festung lag, konnte nicht verhindert werden, dass sie in diesem Krieg zerstört wurde.

Unter Markgraf Georg Friedrich wurde nach 1560 der besonders auch für den Fernhandel wichtige Mainübergang wieder hergestellt. Eine wichtige Rolle spielte die Brücke auch im Dreißigjährigen Krieg. Wegen der schlechten Bewachung des Tores konnten die kaiserlichen Truppen hier in die Stadt einfallen und erhebliche Schäden anrichten. Im Jahr 1687 musste der Hofbau­meister Paulus Feulner mit zwei Werkleuten größere Instandsetzungen an dem Bauwerk durchführen.

Aber natürlich hat die Brücke auch freudige Ereignisse erlebt. Markgraf Georg Friedrich Carl reiste am 17. Mai 1727 zur Erbhuldigung nach Kulmbach. In Kauerburg angekommen feuerten die Kanonen der Plassenburg eine erste Salve zur Begrüßung. An der Steinernen Brücke wurde er vom Bürgermeister und dem Magistrat begrüßt und in die Stadt geleitet. An der Brückenwache angekommen, feuerten die Kanonen einen weiteren Salut.
Im 19. Jahrhundert scheinen weitere Brückenbaumaßnahmen durchgeführt worden zu sein. Die auf älteren Bildern noch zu erkennende Sandsteinbrüstung wurde durch ein eisernes Jugendstilgeländer ersetzt.

Mitte des 20. Jahrhunderts passten die Stadtplaner die Brücke dem zunehmenden Verkehr an. Auf die Sandsteinbögen wurden eine Beton- und eine Teerschicht aufgebracht.

Die Brücke über den Roten Main bei Katschenreuth

Verließ man Kulmbach in Richtung Westen, so leitete einen die Straße zunächst durch das Goldene Feld. Früher hieß es das „Guldeinfeld“, weil Teile davon jeweils für einen Gulden von der Herrschaft Plassenburg an die Bauern verpachtet wurden. Über den Galgenberg führte der Weg weiter nach Melkendorf. Interessant ist, dass diese wichtige Straße an der Richtstatt vorbeigeführt wurde. Zu vermuten ist, dass die Reisenden, die aus dem „feindlichen bambergischen Ausland“ in die Stadt kamen, das Fürstbistum Bamberg begann ja bereits wenige Kilometer westlich von Kulmbach, am Galgen vorbei mussten. Weil man in früherer Zeit die Erhängten gerne so lange am Galgen hängen ließ, bis die Leiber von selbst herabfielen, wurde jeder Passant unmissverständlich darauf hingewiesen, dass in dieser Stadt Zucht und Ordnung herrscht und man sich besser gesetzestreu verhalten sollte.

Kurz vor Katschenreuth erreicht man eine weitere wichtige, aus heimischem Buntsandstein gebaute Brücke. Auch diese wird bereits im Kulmbacher Landbuch von 1398 erwähnt. Sie überspannt in zwei wuchtigen Bögen den Roten Main. Bis hierher reichte damals das markgräfliche Geleit auf dieser Altstraße in Richtung des Fränkischen Jura. Johann von Dietersheim von der Veste „Bernstein“, heute Wernstein, hatte dann im Auftrag des Markgrafen einen Knecht mit Spieß zur Rotmainbrücke auszusenden, der die Fuhrmannszüge bis zur Übernahme durch die Henlein in Frankenberg zu geleiten hatte. Ab 1499 wurde dieses Adelsgeschlecht auch „von Guttenberg“ genannt.

Der Brückenunterhalt oblag den Burggrafen von Nürnberg als den Landesherren. Burggraf Johann der III. ließ deshalb ein Stück Wald roden und verwendete den auf den Äckern erwirtschafteten Zehnt zur Erhaltung der Brücke. Noch heute werden diese Grundstücke als die „Bruckäcker“ bezeichnet.

Leider hat schon vor etlichen Jahren ein Lastkraftwagen das steinerne Brückengeländer beschädigt. Etliche Steine fielen in den Roten Main. Um Kosten zu sparen wurden zur Reparatur Betonsteine verwendet, was dem Charme der Brücke sehr abträglich war. Im Zuge des Baus der Umgehung um den Stadtteil Melkendorf wurde eine zweite Brücke errichtet. Beinahe unscheinbar wirkt die einst so bedeutsame Brücke neben diesem monumentalen Bauwerk.

Die Weinbrücke bei Burghaig

Es ist nicht zweifelsfrei geklärt, woher der Name „Weinbrücke“ stammt. Auch wenn verschiedene Quellen den Kulmbacher Wein als eher von minderer Qualität einstuften –„Er war nur mit reichlich Honig und Gewürzen versetzt überhaupt zu genießen“ – wuchs am Südhang bei Burghaig dennoch ein Tropfen der geschätzt wurde. Burggräfin Elisabeth von Nürnberg ließ die Weinberge bei Burghaig bereits vor 1350 anlegen. Die Reben gediehen hier so prächtig, dass dem Augustinerkloster am Holzmarkt in Kulmbach bereits im Jahr 1361 „zwei Eimer Wein“ jährlich abgegeben werden konnten. Das scheint zwar auf den ersten Blick wenig, allerdings umfasste zu dieser Zeit ein „Eimer“ rund 95 Liter.

Möglich, dass die Brücke vom Weinbau in Burghaig ihren Namen erhalten hat. Es könnte aber auch sein, dass sich der Name ableitet von den schwer mit Weinfässern beladenen Fuhrwerken aus den unterfränkischen Weinbaugebieten, die über die Brücke in die Stadt rollten. Bei der Straße selbst dürfte es sich aber nicht um eine so genannte Altstraße gehandelt haben, da diese eigentlich die sumpfigen Täler mieden und eher auf den Höhenzügen angelegt wurden. Auch diese Brücke wird bereits im Landbuch der Herrschaft Plassenburg von 1398 erwähnt. Anscheinend wurde die Weinbrücke im Bundesständischen Krieg 1553/ 1554 zerstört. Jedenfalls berichtet Lorenz Hofmann, der Landschreiber der Herrschaft ob dem Gebürg im Jahr 1578 dem Markgrafen Georg Friedrich nach Ansbach, „dass die unterhalb Burghaig gelegene Weinbrücke am mittleren Pfeiler, worauf die beiden 28 Werkschuh (ca. 8,35 Meter) weit gespannten Schwibbögen aufliegen, einsturzgefährdet sei“. Mit Feuereifer wurde an der Reparatur noch vor Wintereinbruch gearbeitet, denn durch den Frost hätte das Bauwerk weiteren Schaden nehmen können.

Das Gelände um die Weinbrücke war vor der Trockenlegung sehr sumpfig, mit vielen kleinen Weihern und so war es besonders nachts gefährlich die Mainauen zu queren. Menschen und Tiere sollen in den Tümpeln versunken und nie mehr aufgetaucht sein. Noch heute erzählt man sich in der Gegend die Sage von der „Trompeterlache“. „Während des Bundesständischen Krieges wurde die Stadt von den Feinden des Markgrafen hart belagert, und die Not war groß. Da schickte der Hauptmann einen Trompeter aus, vom fernen Landesherrn Hilfe zu erflehen. Der Reiter gelangte auch wirklich an den Wachfeuern der Belagerer vorbei, verirrte sich aber gar bald im Nebel der Novembernacht und geriet in den Sumpf nahe der Weinbrücke bei Burghaig. Verzweifelt versuchte er sich zu befreien, sank jedoch tiefer und tiefer. Da wusste er, dass der Tod nach ihm griff. Noch einmal setzte er seine Trompete an und ließ sie mit letzter Kraft um Hilfe rufen, bis sie gurgelnd verstummte.
Aber immer wieder zur Mitternacht, wenn im Spätherbst die Nebelschwaden durch das Maintal ziehen, steigt der Reiter aus dem Moor heraus, und sein Trompetenruf gellt schaurig durch die Nacht. Wer es hört, muss mit dem Schlimmsten rechnen“.
Tatsächlich hat diese Sage einen wahren Hintergrund. Allerdings soll sich der Vorgang im Jahr 1700 zugetragen haben. Der 28jährige Hof- und Flurtrompeter Johann Nerreter aus Nürnberg wurde „von seiner gnädigen Herrschaft“ von Bayreuth aus nach Eisenach geschickt. Auf dem Rückweg kam der Reiter bei finsterer Nacht vom Weg ab und ertrank in einer „Wasser-Lache“. Am 14. Dezember 1700 wurde er mit „Sang und Klang“ im Friedhof bei der Nikolaikirche beigesetzt.

Mitte des 18. Jahrhunderts scheint die Weinbrücke allerdings erneut baufällig gewesen zu sein, denn Markgraf Friedrich ordnete 1756 an, die Brücke vollständig abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Wie der Heimatforscher Georg Schwarz aus alten Unterlagen herausfand, hatten alle Dorfschaften im Amt Kulmbach „fahrenden Fron“ leisten. Das bedeutete, dass die Bauern auch ihre Fuhrwerke zur Verfügung stellen mussten. Zumindest konnte durch Vermittlung des Amtmannes Pensel erreicht werden, dass sich auch die Untertanen des Klosters Langheim und der Grafen von Giech und Künßberg mit Fuhrdiensten am Brückenbau beteiligen mussten. In der Gemeinde Hutschdorf war so beispielsweise jeder Hof verpflichtet im Frühling und im Herbst jeweils 20 Steinquader zur Baustelle zu bringen und dazu noch mehrere Fuder mit Steinbrocken. Wahrscheinlich schon im Jahr 1757 wurde der Bau dann „sehr zur Freude der umliegenden Dorfschaften und der Fernfahrer zu Roß und Wagen“ zum Abschluss gebracht.

Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Weinbrücke allerdings von den deutschen Soldaten gesprengt, um den Vormarsch der Alliierten zu stoppen. Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau. Auch heute noch ist die Straße über die Weinbrücke, die Bundesstraße 289, eine wichtige Zufahrt in die einstige Hauptstadt „ob dem Gebürg“. Leider sind die Zufahrten zur Brücke mit den vielen Wasserdurchlässen im Zuge des Ausbaus entfernt worden.

Text: Hermann Müller