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barocke Prachtbauten & -Strassen

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Bayreuth – Kanzleistraße 15

Ehemaliges Braunbier Haus

Das Grundstück an der Stadtmauer bestand, so Horst Fischer im chronologischen Häuserbuch der Stadt Bayreuth, offenbar aus einem Haus und einer gesonderten Hofstatt, die beide 1398 an Hans von Nanckenreut verliehen wurden und jahrhundertelang im Besitz des Nanckenreuter Geschlechts verblieben. Das „Nanckenreuter haws“ war spätestens seit 1421 bzw. 1439 durch Dekret von Markgraf Friedrich von den stadt- und steuerrechtlichen Lasten befreit worden. 1512 muss es geteilt worden sein, denn die eine Hälfte kam als markgräfliches Lehen und sogenanntes Burggut in die Hand der Herdegens, wo es bis 1607 nachweisbar ist. Nach 1607 wurde dieser Part als Kutschenstall zum Fronhof verwendet.

Das Nanckenreuter Haus selbst wird in den Urkunden erstmalig 1522 Burggut genannt, führt diese Bezeichnung in allen Beleihungs- (bzw. Steuerbefreiungs-) Texten nach 1532 und ging als Nankenreuther Burggut in den allgemeinen Sprachgebrauch bis heute ein, obwohl es – wie die Kanzleistraße 13 nebenan – keinen echten Burggutcharakter im Sinne von Stadtgründung, Verteidigungspflichten und damit einhergehenden Privilegien hatte. „Burggut ehrenhalber“ also – für spätere Verdienste (honoris causa, Titular-Burggut). 1543 bis 1557 wird das Grundstück als „unbebaut“ registriert. 1576 heißt es in den Annalen, Markgraf Georg Friedrich belehnt Hanns Georg von Nanckenreuth mit . . . u. a. „ein Burggut in der Stadt Bayreuth, welches jetzt bebaut ist, hinter der Kirche gelegen“…und 1605: „Valtin Phillipp von Nanckenreuth empfängt zu rechten Mannslehen . . . ein Burggut in der Stadt Bayreuth, welches jetzt bebaut ist, hinter der Kirche gelegen“.

Nach den Nankenreuthern besaß um 1700 die Witwe des Magisters Johann Wolfgang Rentsch das Gebäude. Ihr Mann blieb durch eine schmeichelhafte Fürstengenealogie mit dem Titel „Brandenburgischer Ceder-Hayn“ in Erinnerung. Auch die Folge-Besitzer im 18. Jahrhundert waren Hofbedienstete: Ein Kammerrat namens Heinrich Casimir Büttner, dann ab 1751 der Hoforganist Christian Samuel Hofmann und gegen 1800 der Postmeister Georg Wolfgang Fischer.

Der jetzige dreigeschossige Sandsteinquaderbau mit Satteldach stammt aus dem 17. Jahrhundert und wird von einem ebenfalls dreigeschossigen Giebel überhöht, der durch Gurtgesimse gegliedert ist. Der vordere Teil des Hauses mit dem Renaissance-Eingang an der Kanzleistraße ist der jüngere Teil aus dem 17. Jahrhundert, wovon auch die Fensterprofile zeugen.

Der älteste Teil des Hauses ist das Hintergebäude, ein durch eine Wendeltreppe erreichbarer Turmzimmeraufbau über dem dritten Geschoss, der früher als Wachstube gedient haben soll. Im Erdgeschoss sind noch Balken-Bohlen-Decken erhalten. Die Zimmer im 1. Obergeschoss gehören zu den wenigen Bayreuther Innenräumen mit Stuckdecken aus dem frühen 18. Jahrhundert.

Alteingesessene Bayreuther dürften sich an die Seuffer’sche Buchhandlung im linken Erdgeschoss des Hauses erinnern, die von 1906 bis in die 50er Jahre existierte und noch Bestände des Vorgänger-Antiquariats Seligsberg aus der Zeit um die Jahrhundertwende anbot.

Als urig-zünftiges Braunbierhaus ist das Gebäude auch bei vielen Touristen populär geworden. Diesem Getränk (und Image) fühlen sich die wechselnden Gastwirte aber schon länger nicht mehr verpflichtet, ergänzen sie doch die Palette der attraktiven Speiselokale in der angrenzenden Friedrich- und der Sophienstraße.

Textredaktion & Fotos: Dr. Karla Fohrbeck

* Die Nan(c)kenreut(h)er bzw. das ihnen gehörende Haus werden zeitweise mit, dann wieder ohne c oder h geschrieben. Ihnen gehörte u.a. auch das Schloss Schreez, dem beim Thema Jagdschlösser ein eigener Eintrag gewidmet ist.

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